Dresden: "Pegida-Effekt" vergrault Touristen

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GERMANY-EUROPE-MIGRANTS-CRIME-RACISM-FILESAPA/AFP/JENS SCHLUETER
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Dresden habe einen Imageverlust erlitten, klagt das Stadtmarketing. Aber nicht nur im Tourismus fürchtet man die Folgen ausländerfeindlicher Zwischenfälle - auch die Industrie ist besorgt.

Semperoper, Frauenkirche & Co.: Dank der über die Staatsgrenzen hinaus bekannten Sehenswürdigkeiten zog Dresden Jahr für Jahr mehr Touristen an - bis jetzt. Im Vorjahr ging die Zahl der Übernachtungen erstmals seit sechs Jahren zurück. Bettina Bunge, die Geschäftsführerin der DresdenMarketing GmbH (DMG), führt das auf den "Pegida-Effekt" zurück. Aufgrund der fremdenfeindlichen Parolen habe die sächsische Landeshauptstadt einen Imageverlust erlitten. 2015 sei ein schwieriges Jahr gewesen, sagte Bunge. Umso wichtiger sei es, dass sich Dresden als weltoffene Stadt positioniere.

"Menschen haben sich bewusst gegen einen Dresden-Besuch entschieden und ihre Privat- oder Geschäftsreise abgesagt, wie wir von Veranstaltern und Branchenvertretern wissen", so Bunge gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Vor allem Gäste aus dem Inland blieben aus: 2015 sank die Zahl ihrer Übernachtungen um 5,1 Prozent auf etwa 3,4 Millionen. Touristen aus dem Ausland ließen sich von Pegida hingegen nicht abschrecken, hier stiegen die Übernachtungen stieg um 6,1 Prozent auf insgesamt rund 879.000. Insgesamt schrumpften die Übernachtungen um drei Prozent auf 4,3 Millionen.

Auch Chipindustrie besorgt

Doch nicht nur bei Tourismusvertretern mehren sich die Sorgen angesichts ausländerfeindlicher Zwischenfälle in Sachsen. So hat sich die deutsche Chipindustrie zu Wort gemeldet. Insider aus der Branche sagten Reuters, dass sich manche Unternehmen bemühten, Besprechungen mit internationalen Teilnehmern nicht montags – also in Dresden abzuhalten.

"Die Schlagzeilen, die jeden Tag auf uns als Bürger und Unternehmer einprasseln, machen ziemlich klar, dass wir ein Problem haben. Das ist eindeutig", sagte Heinz Martin Esser, Präsident des regionalen Branchenverbands Silicon Saxony, am Dienstag zu Reuters. "Wir heben darauf ab, dass wir als Industrie am Standort international starke Verbindungen haben. In unserer Hightech-Industrie arbeiten Mitmenschen aus vielen Ländern, die für unsere Wirtschaftsgemeinschaft Großes leisten."

"Wir brauchen diese Globalität"

Sachsen ist traditionell das Mekka der Halbleiterindustrie in Deutschland. Rund 50.000 Menschen arbeiten dort in der Branche, Infineon und der arabische Auftragsfertiger Globalfoundries unterhalten hier wichtige Werke. "Wir brauchen diese Globalität. Wir werden alles dafür tun, sie an unserem Wirtschaftsstandort zu erhalten", erklärte Esser. Geplant sei eine gemeinsame Erklärung der 350 Mitgliedsfirmen und eine Kommunikationskampagne auch innerhalb der Betriebe. "Das, was hier auf der Straße passiert, macht die Leute nicht fröhlich."

(Red.)

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