Apple-Zulieferer Foxconn zögert mit Übernahme von Sharp

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Der Deal mit Apple-Auftragsfertiger Foxconn schien schon unter Dach und Fach. Nun wurde die Vertragsunterzeichnung, angeblich wegen neuer Schulden, aufgeschoben.

Der taiwanesische Apple-Auftragsfertiger Foxconn zögert mit der Übernahme des angeschlagenen Elektronikkonzerns Sharp. Die Unterzeichnung des Vertrages mit den Japanern sei aufgeschoben, "bis ein Konsens erzielt ist", teilte Foxconn am Donnerstag in Taiwan mit. Der Grund seien Schulden, die bisher nicht bekannt gewesen seien, sagten zwei mit dem Vorgang vertraute Personen am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Dabei gehe es um "Hunderte Milliarden Yen". Die beteiligten Firmen äußerten sich nicht zu den neuen Schulden. Foxconn teilte mit, es werde solange nichts unterschreiben, bis Sharp die Details eines "entscheidenden Dokuments" geklärt habe. Nähere Details wurden zunächst nicht genannt.

Nur Stunden zuvor hatte Sharp in Osaka bekanntgegeben, das Angebot von Foxconn über rund sechs Milliarden Dollar anzunehmen.

Der Deal wäre die größte Übernahme eines japanischen Elektronikkonzerns durch ein ausländisches Unternehmen. Foxconn versucht bereits seit längerem, Sharp zu übernehmen. Um zu verhindern, dass der Elektronikriese in ausländische Hände gerät, hatte der japanische Staat über einen Fonds jedoch ein Gegenangebot abgegeben.

Keine Einzelheiten bekannt

Am Donnerstag entschied sich der Sharp-Vorstand bei einer außerordentlichen Sitzung einstimmig dafür, Foxconn den Zuschlag zu geben. Demnach sollte der Apple-Auftragsfertiger neue Aktien von Sharp im Wert von 484 Milliarden Yen (3,9 Milliarden Euro) übernehmen. Zudem sollten die Taiwanesen Vorzugsaktien von Sharp, die von dessen Gläubigerbanken gehalten werden, für rund 100 Mrd. Yen kaufen. Bei einer erfolgreichen Übernahme würde Foxconn künftig rund 70 Prozent der Anteile an Sharp halten.

Doch mit der überraschenden Mitteilung von Foxconn, man müsse die erhaltenen Dokumente von Sharp prüfen, scheint der Ausgang des Übernahme-Pokers wieder offen. Einzelheiten nannte Foxconn nicht.

Es ist nicht das erste Mal, dass der Apple-Partner für Verwirrung sorgt. Anfang des Monats hatte der Chef von Foxconn bei einem Besuch in Japan verkündet, er habe von Sharp den Vorzug in den Verhandlungen erhalten, was die Japaner jedoch prompt dementierten.

Japan-Fonds galt als Favorit der Regierung

Experten in Tokio hatten lange den von der japanischen Regierung gestützten Fonds Innovation Network Corporation of Japan (INCJ) als Favoriten in dem Übernahmekampf angesehen. Der INCJ wollte rund 2,5 Mrd. Dollar in die Sanierung des angeschlagenen Elektronikunternehmens investieren. Zudem hatte der INCJ im Gegensatz zu Foxconn geplant, das angeschlagene LCD-Geschäft vom Rest des Sharp-Konzerns zu trennen und es mit dem heimischen Unternehmen Japan Display zu fusionieren, wie japanische Medien berichteten.

Sharp war ein Pionier bei flachen LCD-Bildschirmen, geriet in den vergangenen Jahren jedoch durch koreanische und chinesische Konkurrenz bei Bildschirmen für Fernseher und Smartphones massiv unter Druck. Nach hohen Verlusten stand zeitweise sogar der Fortbestand des Unternehmens infrage.her und Smartphones massiv unter Druck. Nach hohen Verlusten stand zeitweise sogar der Fortbestand des Unternehmens infrage.

In den ersten neun Monaten des noch bis zum 31. März 2016 laufenden Geschäftsjahres verbuchte Sharp unter dem Strich in Folge erhöhter Umstrukturierungskosten einen Verlust von 108,3 Mrd. Yen.

(APA/AFP)

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