Was Andritz so solide macht

Leitner, CEO of Austrian machinery maker Andritz, addresses a news conference in Vienna
Leitner, CEO of Austrian machinery maker Andritz, addresses a news conference in Vienna(c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
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Der steirische Anlagenbauer steigerte 2015 sein Ergebnis um 27 Prozent, den Umsatz um neun Prozent. Die breite Aufstellung bewährt sich. Die Aktie legt um über fünf Prozent zu.

Wien. Andere Konzernleiter würden mit solchen Rekordzahlen eine Show abziehen. Aber Wolfgang Leitner ist kein Mann der großen Worte. Wenn der Chef und Miteigentümer von Andritz das Ergebnis des Jahres 2015 gewohnt nüchtern präsentiert, wirkt solide, was fast spektakulär ist: Der Umsatz des steirischen Anlagenbauers stieg um neun Prozent auf 6,4 Mrd. Euro, das Ergebnis um 27 Prozent auf 268 Mio. Das entsprach zwar den hohen Erwartungen der Analysten. Aber die Aktie legte um über fünf Prozent zu und rückte damit klar an die Spitze des ATX.

Die kräftigsten Zuwächse kommen aus dem größten Bereich Zellstoff/Papier, in dem auch die Aussichten am besten sind. Im Sektor Metall gehen die Auftragseingänge zurück, wie auch – schon das vierte Jahr in Folge – bei Hydro. Bei Turbinen für Wasserkraftwerke ist Andritz Zweiter auf dem Weltmarkt nach GE/Alstom. Die niedrigen Strompreise bremsen die Investitionen. Wegen der hier sehr langen Durchlaufzeit der Projekte (rund fünf Jahre) schlägt sich das noch nicht stark im Umsatz nieder.

Zu einem konkreten Ausblick für 2016 lässt sich Leitner nicht hinreißen. „Es ist kein klarer Trend zu erkennen.“ Auf die Unsicherheit reagieren die Börsen weltweit nervös: „Schon kleine Ereignisse führen zu hohen Ausschlägen.“ Fest steht: Auf längere Zeit betrachtet zeigt der Konzern aus Graz mit seinen weltweit 24.500 Mitarbeitern eine ziemlich kontinuierliche Aufwärtsentwicklung. Nur 2013 gab es einen Einbruch. Damals belasteten die Kosten für die Sanierung von Schuler, des davor übernommenen schwäbischen Weltmarktführers für Pressen (etwa für Autokarosserieteile), das Ergebnis. Auch in der aktuellen Bilanz finden sich noch 78 Mio. für den Schuler-Umbau, die aber durch aufgelöste Risikovorsorgen für erfolgreich abgeschlossene Zellstoffprojekte zur Hälfte kompensiert werden.

Was macht Andritz so solide? Auffällig ist die ausgewogene Verteilung auf Regionen und Produkte. Die drei großen Sektoren sind in etwa gleich gewichtet. 43 Prozent der Umsätze kommen aus Schwellenländern, gleichmäßig gestreut zwischen China, dem Rest Asiens und Südamerika. Das erlaubt Flexibilität – Leitners Zauberwort – und dämpft das Risiko von Rückschlägen: Wenn sich auf einem Markt der Himmel verdüstert, klart es meist anderswo wieder auf.

Am Beispiel Brasilien: Das Land ist in einer schweren Rezession, was den Stromverbrauch drückt. Der Skandal um den Energieriesen Petrobras tut sein Übriges: Mittel für Investitionen in Wasserkraft fehlen. Doch andererseits bietet der gefallene Wechselkurs des Real neue Chancen für die Zellstoffexporteure.

Höhere Dividende

Profitieren kann Andritz auch von der florierenden Autobranche in den USA (19 Prozent Umsatzanteil). Oder in China: Dort schwächt sich bekanntlich das Wachstum ab. In der Kohle- und Stahlindustrie mit ihren massiven Überkapazitäten will Peking 1,8 Mio. Jobs abbauen. Aber damit verlagere sich das Geschäft von „kleinen, alten, die Umwelt verschmutzenden Betrieben“ zu „unseren Kunden“. Die Andritz-Werke vor Ort beliefern zudem auch boomende Märkte wie Vietnam, Laos und Kambodscha.

Die Dividende soll 1,35 Euro pro Aktie betragen, was einer Ausschüttungsquote von 52 Prozent entspricht. Das ist zwar mehr als im Vorjahr (ein Euro), aber die Analysten der Citigroup haben mehr erwartet, nämlich 1,46 Euro. Leitner hält sich damit selbst knapp: Mit rund 30 Prozent der Anteile ist er größter Aktionär – und einer der reichsten Österreicher: In der aktuellen „Forbes“-Liste liegt er mit einem geschätzten Vermögen von 1,5 Mrd. Dollar auf Platz fünf des heimischen Rankings. (gau)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.03.2016)

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