VW: Vorstand erfuhr "erst im Sommer 2015" von Software

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FILES-GERMANY-AUTO-COMPANY-VOLKSWAGEN-EARNINGS-CAR-US-INVESTIGATAPA/AFP/DAVID GANNON
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Die Entscheidung über die illegale Software soll auf "nachgeordneten Arbeitsebenen" getroffen worden sein.

Der VW-Konzern glaubt beweisen zu können, dass der gesamte Vorstand erst wenige Wochen vor dem öffentlichen Auffliegen des Abgas-Skandals von den Software-Manipulationen wusste. Andere Sichtweisen seien Behauptungen "ins Blaue hinein", argumentieren die Anwälte des Autobauers in einer Erwiderung auf Anlegerklagen, die der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag in Hannover vorlag.

"Die These ist falsch und wird ausdrücklich bestritten", heißt es in dem Papier. "Die Entscheidung, die Motorsteuerungssoftware zu verändern, wurde vielmehr von VW-Mitarbeitern unterhalb der Vorstandsebene auf nachgeordneten Arbeitsebenen des Bereichs Aggregate-Entwicklung von Volkswagen getroffen", heißt es in der Klageerwiderung weiter.

Zielkonflikt für Techniker

"Der Vorstand von Volkswagen hatte weder von der Programmierung der unzulässigen Softwareveränderung noch von deren späteren Einsatz in den betroffenen Diesel-Aggregaten Kenntnis, sondern erfuhr von dieser Thematik erst im Sommer 2015." Über das gesamte Ausmaß des Skandals mit elf Millionen betroffenen Wagen informierte der Konzern Ende September die Öffentlichkeit per Pflichtmitteilung an die Finanzwelt.

Zeit- und Kostendruck in der Motorenentwicklung haben nach Darstellung des VW-Konzerns den Abgas-Skandal entscheidend begünstigt. Demnach wählten Volkswagen-Techniker den Ausweg über die illegale Software, da sie bei den Arbeiten für den Skandalmotor EA189 anders als früher nicht mehr auf legalen Wegen an ihr Ziel zu kommen glaubten. Das geht aus der Reaktion des Konzerns auf Anlegerklagen hervor. Die knapp 120-seitige Klageerwiderung von VW lag der Deutschen Presse-Agentur in Hannover am Sonntag vor.

Winterkorn beriet mit Technikern schon 2014

Zuvor hatte es gehißen, dass der ehemalige VW-Konzernchef Martin Winterkorn rund eineinhalb Jahre vor dem Auffliegen der Diesel-Affäre eine technische Einschätzung zu den auffälligen Abgasproblemen angefordert. Das berichtete die "Bild am Sonntag" ("BamS") unter Berufung auf eine angebliche Aussage Winterkorns bei der Befragung durch die US-Anwälte von Jones Day.

Die Kanzlei ermittelt im Auftrag von Europas größtem Autobauer, wie es zu dem Skandal um weltweit elf Millionen manipulierte Dieselfahrzeuge kommen konnte. Volkswagen wollte sich am Sonntag zu den angeblichen Untersuchungsergebnissen nicht äußern und verwies auf den für die zweite April-Hälfte angekündigten Zwischenbericht von Jones Day.

Laut "BamS" las Winterkorn im Mai 2014 einen Hinweis auf die Unregelmäßigkeiten und bat seine Techniker um Erklärung. Diese hätten ihm versichert, das Problem sei lösbar. Dieser Darstellung zufolge wurde die Wurzel des Skandals schon im Frühling 2014 zu einem Vorgang für den Vorstandschef, der das demnach auch registrierte und reagierte.

(APA/dpa)

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