EZB: Ökonomen erwarten Geldflut und höhere Strafzinsen

European Central Bank President Draghi testifies before the European Parliament's Economic and Monetary Affairs Committee in Brussels
European Central Bank President Draghi testifies before the European Parliament's Economic and Monetary Affairs Committee in BrusselsREUTERS
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Die Europäische Notenbank ist trotz der extrem lockeren Geldpolitik weit davon entfernt, die Teuerungsrate auf knapp zwei Prozent zu bringen.

Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband forderte vor Kurzem die Europäischen Zentralbank (EZB) zu einer Kehrtwende in ihrer Geldpolitik auf. "In der Sackgasse muss man den Mut haben umzudrehen, weiter Vollgas führt zur Katastrophe", sagte Präsident Fahrenschon. Sollten die Notenbanker den Strafzins für Banken weiter zu senken, könnten für Millionen Bankkunden die Gebühren steigen. Eine Chance dazu hätte die EZB heute Donnerstag, wenn die Ratsmitglieder an diesem Vormittag in einer regulären Sitzung über die weitere Geldpolitik beraten.

Doch die Chancen stehen schlecht. Experten gehen davon aus, dass die Ratsmitglieder eine nochmalige Ausweitung ihres umstrittenen Anleihen-Kaufprogramms beschließen werden. Kaum ein Ökonom erwartet eine weitere Senkung des Leitzinses, der schon länger auf dem Rekordtief von 0,05 Prozent liegt. Akteure an den Finanzmärkten erwarten, dass die EZB ein ganzes Bündel von Schritten beschließen wird. Volkswirte rechnen unter anderem mit einer Verschärfung der Strafzinsen für Banken, wenn diese überschüssiges Geld bei der Notenbank parken.

Neue Prognosen

Die Zentralbank will ihren Zinsbeschluss um 13.45 Uhr (MEZ) bekanntgeben. Weitere Schritte könnte EZB-Präsident Mario Draghi dann auf der Pressekonferenz um 14.30 Uhr in der Frankfurter Zentrale der Notenbank vorstellen.

Dem EZB-Rat, der sich aus Draghi, seinem Vize Vitor Constancio, den vier EZB-Direktoren und den Notenbankchefs der 19 Euro-Länder zusammensetzt, bereitet die hartnäckige Mini-Inflation im Euroraum Sorgen. Inzwischen rückt das EZB-Ziel einer Inflation von knapp zwei Prozent, was die Notenbank als optimalen Wert für die Wirtschaft im Währungsraum erachtet, immer weiter in die Ferne. Im Februar waren die Preise wegen des Ölpreisverfalls sogar um 0,2 Prozent gesunken. EZB-Präsident Draghi hat die Finanzmärkte bereits auf mögliche weitere Schritte vorbereitet.

Den Ratsmitgliedern liegen auf der Zinssitzung neue Inflations- und Konjunkturprognosen ihrer Experten vor. Noch im Dezember hatten sie für 2016 eine Inflationsrate von 1,0 Prozent veranschlagt. Diese Prognose wackelt aber wegen des Ölpreisrutsches inzwischen gewaltig.

(APA/Reuters)

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