Aktien: Warum ein Ende des Bullenmarktes nicht absehbar ist

A screen displays the Dow Jones Industrial Average
A screen displays the Dow Jones Industrial Average REUTERS
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Aufwärtsbewegungen enden meist erst, wenn es übertriebenen Optimismus gibt - und der ist nirgendwo in Sicht.

"Wie weit können die Aktienkurse noch fallen?" fragte sich das Wall Street Journal am 9. März 2009, nachdem die Finanzkrise Billionen Dollar an Marktwert bei amerikanischen Aktien vernichtet hatte. Der Kurseinbruch war der heftigste seit der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren.

Aber dieser Tag war auch der Tiefpunkt des Bärenmarktes. Es setzte eine Aufwärtsbewegung ein, die inzwischen seit sieben Jahren anhält. In diesem Zeitraum haben US-Aktien 14 Milliarden Dollar an Wert gewonnen, der Standard & Poor’s 500 Index hat rund 200 Prozent zugelegt.
Doch jetzt haben die Investoren Angst, dass der Aufwärtstrend nicht anhalten wird. Sie sorgen sich über sinkende Unternehmensgewinne, eine Konjunkturabkühlung in China und die Unsicherheit hinsichtlich der Zinsen.

Rückzug als Zeichen für Hausse

Sie handeln ihrer Einschätzung gemäß und ziehen so schnell Gelder aus Aktien ab wie fast noch nie. Und das nicht ohne Grund, hat der S&P 500 doch über die vergangenen 18 Monate gerade einmal 0,5 Prozent gewonnen.
Wenn jedoch die frühere Entwicklung eine Orientierung bietet, dann ist genau dieser Rückzug ein deutliches Anzeichen dafür, dass die Hausse weitergehen wird. Solche Aufwärtsbewegungen enden meist erst, wenn es übertriebenen Optimismus gibt - und der ist nirgendwo in Sicht.

"Dieser allgegenwärtige Pessimismus, die Skepsis und die fehlende Bereitschaft, in Aktien annähernd so stark zu investieren wie in den vergangenen Bullenmärkten, ist ein klares Merkmal", kommentiert Liz Ann Sonders, Chef-Investmentstrategin bei Charles Schwab & Co. Diese gegenläufige Stimmung bilde "die Wand aus Sorgen, die Aktienkurse gerne hochklettern", führte sie aus.

Aufwärtsbewegung mindestens bis Jahresende

In den vergangenen zwölf Monaten haben Investoren annähernd 140 Milliarden Dollar aus Aktien-Investmentfonds und börsennotierten Fonds abgezogen, mehr als doppelt so viel wie die stärksten Abflüsse über alle vergleichbaren Zeiträume während der weltweiten Finanzkrise.

Aber wenn Anleger Geld abziehen, steigen meist in der Folge die Aktienkurse, wie bis 1984 zurückreichende Daten belegen. In den zwölf Fällen, in denen Fonds monatliche Abflüsse verzeichnen, die mindestens um das Zweifache vom historischen Mittelwert abweichen, stieg der S&P 500 in den folgenden sechs Monaten um durchschnittlich 7,1 Prozent, verglichen mit einem normalen Anstieg um 3,9 Prozent, wie aus Daten von Bloomberg und dem Investment Company Institute hervorgeht.

Sogar der schreckliche Beginn des Jahres 2016 hat gezeigt, wie sich die Nervosität schlussendlich zugunsten der Bullen auswirken kann. Die ersten sechs Wochen des Jahres brachten für amerikanische Aktien den schlechtesten jemals verzeichneten Jahresstart. Gleichzeitig kam es zu einer Zunahme der Zahl von Tagen, an denen die Kurse sich um mindestens zwei Prozent in eine Richtung bewegten.
Und wenn ein neuer Aufwärtstrend einsetzt, werden die Pessimisten kaufen müssen. Vom 11. Februar bis Anfang dieser Woche hat ein Index von Goldman Sachs Group Inc., der die am stärksten leerverkauften Aktien abbildet, den S&P 500 bei der Performance um annähernd 16 Prozentpunkte geschlagen - einen solchen Abstand schaffte der Index noch nie seit Beginn der Datenerhebungen 2008.

Wie dürfte es jetzt weitergehen? Wall-Street-Strategen rechnen damit, dass der Bullenmarkt mindestens bis Ende Dezember weitergeht. Der S&P 500 sollte bis auf 2158 Punkte steigen, so der Durchschnitt aus 21 Schätzungen, die Bloomberg zusammengestellt hat. Wenn die Aufwärtsbewegung bis Ende April anhält, wird der Bullenmarkt der zweitlängste jemals verzeichnete.
Tom Mangan, Senior Vice President bei James Investment Research in Xenia, Ohio, ist jedenfalls noch nicht bereit das Handtuch zu werfen. "Es gibt zu viele Bären im Vergleich zu Bullen, und es ist zu viel Geld nicht investiert", erklärt er.
"Das bedeutet, dass der Markt noch besser werden kann."

(Bloomberg)

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