Deutsche Bundesbank: Sparen wird teurer

Die Presse (Clemens Fabry)
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Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret rechnet mit höheren Kosten für Bankkunden, etwa für die Abhebungen von Bargeld. Auch Strafzinsen werden laut Dombret immer wahrscheinlicher.

Für Bankkunden wird es nach Einschätzung der Bundesbank wegen der anhaltenden Mini-Zinsen im Euroraum bald teurer. "Wir sehen, dass viele Institute ihre Gebühren bereits erhöht haben oder über solche Erhöhungen nachdenken", zitierte "Spiegel Online" am Mittwoch den für die Bankenaufsicht zuständigen Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret. Das könne Abhebungen von Bargeld betreffen, Ausstellungen von Scheckkarten oder andere Dienstleistungen.

Dombret hält auch Strafzinsen auf Konten von Bank-Kunden für möglich. "Die Banken und Sparkassen, mit denen ich spreche, wollen eigentlich alles tun, um das zu vermeiden. Aber je länger das gegenwärtige Zinsumfeld Bestand hat, desto höher steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass man die Negativzinsen vielleicht doch weitergeben muss." Die Aufsicht mache den Geldhäusern hier keine Vorschriften.

Banken klagen schon seit längerem darüber, dass das aktuelle Niedrigzinsumfeld die Erträge unter Druck setze. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte unlängst den sogenannten Einlagensatz auf minus 0,4 von zuvor minus 0,3 Prozent gesenkt. Institute müssen damit noch höhere Strafzinsen zahlen, wenn sie bei der Notenbank überschüssiges Geld über Nacht parken. Zudem liegt der Leitzins für die Geldversorgung der Banken im Euroraum inzwischen bei 0,0 Prozent. Vor allem das klassische Zinsgeschäft der Institute leidet darunter.

"Zeit von kostenlosen Girokonten ist vorbei"

Nach Einschätzung des Präsidenten des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), Uwe Fröhlich, muss jede Bank überlegen, wie sie gegen Ertragsverluste vorgeht. "Wir werden versuchen, das Thema Negativzinsen unseren Kunden nicht zuzumuten", sagte Fröhlich kürzlich. Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon zufolge müssen Sparkassen darüber nachdenken, für manche Dienste, die bisher kostenlos waren, Gebühren zu verlangen. "Die Zeit von kostenlosen Girokonten ist vorbei." Postbank-Chef Frank Strauß kündigte vor einer Woche an, sich anzuschauen, welche Dienstleistungen künftig noch kostenlos angeboten werden können. Vor einem Jahr hatte die Postbank mit einer Gebühr von 99 Cent für Überweisungen auf Papier für Wirbel gesorgt.

>>> Interview auf "Spiegel Online"

(APA/dpa)

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