Übernahme: Foxconn verleibt sich Sharp ein

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Der japanische LCD-Bildschirmhersteller Sharp war in den vergangenen Jahren in Schieflage geraten.

Taipeh/Osaka. Erstmals werden nun auch japanische Konzerne zum Übernahmeziel: Nach langen, zähen Verhandlungen übernimmt der chinesische Apple-Zulieferer Foxconn nun den japanischen Elektronikkonzern Sharp. Der taiwanesische Konzern zahlt umgerechnet gut drei Mrd. Euro für zwei Drittel an dem angeschlagenen japanischen Traditionsunternehmen, haben beide Seiten am Mittwoch mitgeteilt. Ursprünglich war der Preis für den Sharp-Anteil um rund 800 Mio. Euro höher angesetzt gewesen.

Bei der Transaktion handelt es sich um den bisher größten Zukauf eines ausländischen Konzerns in der sonst sehr isolierten japanischen Technologiebranche. Und um die bereits dritte Geldspritze für Sharp innerhalb von vier Jahren. Für das 100 Jahre alte japanische Unternehmen, das mit der Produktion von Gürtelschnallen angefangen und den Druckbleistift erfunden hat, endet damit die Unabhängigkeit.

Sharp war ein Pionier bei flachen LCD-Bildschirmen, geriet in den vergangenen Jahren jedoch durch koreanische und chinesische Konkurrenz bei Bildschirmen für Fernseher und Smartphones massiv unter Druck. Nach hohen Verlusten stand zeitweise sogar der Fortbestand des Unternehmens infrage.
Ursprünglich sollte die Rettung durch Foxconn bereits Ende Februar über die Bühne gehen. In letzter Minute wurde jedoch bekannt, dass Sharps Fehlbetrag im Geschäftsjahr bis Ende März mit rund 1,3 Mrd. Euro weit höher ausfallen wird als zunächst veranschlagt. Daraufhin war Foxconn, früher unter dem Namen Hon Hai Precision bekannt, nicht mehr bereit, den vereinbarten Kaufpreis zu zahlen.

Foxconn könnte durch Sharp seine Position als wichtigster Apple-Zulieferer ausbauen und sich gleichzeitig für den Konkurrenzkampf mit dem südkoreanischen Rivalen Samsung rüsten. Dabei geht es vor allem um die neuartigen Oled-Displays der Japaner. Sharp soll ab 2018 mit der Massenproduktion der technologisch fortschrittlichen Bildschirme beginnen. Dann wird damit gerechnet, dass Apple diese Technik in seinen iPhones einsetzt. (red./ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.03.2016)

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