Coup des Chefs: Metro spaltet sich auf

Metro-Chef Koch will mit der Aufspaltung „zu neuen Ufern aufbrechen“.
Metro-Chef Koch will mit der Aufspaltung „zu neuen Ufern aufbrechen“.(c) REUTERS (INA FASSBENDER)
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Der Düsseldorfer Konzern trennt die Elektrohandelskette Media-Saturn ab. Damit ist deren streitbarer Mitgründer Kellerhals entmachtet. Der Aktie beschert das einen Kurssprung.

Düsseldorf. Ein historischer Schritt, der überraschend kommt: Der Handelsriese Metro spaltet sich auf. Ganz grob gesagt, trennt der Düsseldorfer Konzern künftig die Lebensmittel von der Elektronik. Eine neue Gesellschaft übernimmt das Großhandelsgeschäft der Metro-Märkte und die Real-Supermärkte. Beim heute schon bestehenden Unternehmen soll Media-Saturn verbleiben, Europas größte Elektronikhandelskette. Bis Mitte kommenden Jahres sollen so zwei unabhängige, börsenotierte Geschäftseinheiten entstehen.

„Zu neuen Ufern aufbrechen“ will Metro-Chef Olaf Koch mit der „sortenreinen Aufstellung“: schneller und flexibler werden, neue Investoren anlocken, die Expansion im Ausland und im Onlinehandel ankurbeln und den Weg für Zukäufe frei machen. Die beiden Teile überschneiden sich wenig. Es gebe daher kaum Argumente, an der bisherigen Struktur festzuhalten.

Der Hauptgrund der Aufspaltung dürfte aber ein anderer sein: der Zwist zwischen Koch und Erich Kellerhals, dem Mitgründer von Media-Saturn. Die Kontrahenten tragen seit Jahren einen erbitterten Machtkampf auch vor Gericht aus. Der Einfluss des streitbaren Minderheitseigners wird nun massiv beschnitten. Die Pläne seien bewusst so gestaltet, dass er „keinerlei Störpotenzial entfalten könne“, sagte Koch. Er selbst will Chef der „neuen“ Metro werden. Über Monate arbeitete der Manager die Vorschläge in einem Kreis engster Vertrauter aus, nichts davon sickerte an die Öffentlichkeit. Nur die Großaktionäre weihte Koch zuletzt ein, um sie mit ins Boot zu holen. Mit Erfolg: Die Familien Haniel, Schmidt-Ruthenbeck und Beisheim unterstützen das Vorhaben.

Auf die in Summe 213.000 Mitarbeiter sollen die Pläne keine negativen Auswirkungen haben, beteuert Koch. Er will mit seinem Überraschungscoup auch den lang dümpelnden Börsenwert der Metro steigern. Investoren begrüßten den Plan mit einem Kursfeuerwerk: Die Metro-Aktie legte an der Frankfurter Börse um knapp zwölf Prozent zu und war größter Gewinner im Nebenwerteindex MDax.
Koch würde in seiner neuen Rolle Kellerhals auf elegante Weise los. Dieser habe bei der Aufspaltung des Konzerns keine Mitsprache. Der Dauerclinch hat auch den Aktienkurs belastet. In der Finanzbranche sprach man bisher vom „Kellerhals-Abschlag“. Er könnte für den Cash&Carry-Bereich der Vergangenheit angehören, erklärten auch Experten des Analysehauses Bernstein. Ein Sprecher der von Kellerhals kontrollierten Investmentfirma Convergenta sagte, dessen Rechte als Gesellschafter bei Media-Saturn seien durch die Pläne nicht berührt. Mitreden bei der Aufspaltung kann er aber nicht. Das bleibt den Anteilseignern der Metro vorbehalten, zu denen der 76-jährige Milliardär nicht zählt.

Schulden stark abgebaut

Steht Media-Saturn ab Mitte 2017 als unabhängiges Unternehmen da, können die Streithähne neue Lösungsmöglichkeiten ausloten. Zwischen Kellerhals und Koch ist das Tischtuch Insidern zufolge zerschnitten. Zudem könnte die künftige Metro den Einfluss von Kellerhals verringern – etwa durch Zukäufe auf Holdingebene. Einer der Streitpunkte: Kellerhals will den von Metro in die Media-Saturn-Zentrale in Ingolstadt entsandten Manager Pieter Haas loswerden. Er soll aber nach Kochs Plänen an der Spitze des künftigen selbstständigen Elektronikhändlers bleiben.

Koch hatte in den vergangenen Jahren im Metro-Reich aufgeräumt und die Nettoverschuldung um rund fünf Mrd. Euro abgebaut, unter anderem durch den Verkauf der Warenhaustochter Kaufhof. Die Metro erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von knapp 60 Mrd. Euro, rund ein Drittel davon entfiel auf Media-Saturn. (Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.03.2016)

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