Banken verschärfen den Sparkurs

SWITZERLAND BANKING UBS 2010
SWITZERLAND BANKING UBS 2010(c) EPA (WALTER BIERI)
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In keinem anderen europäischen Land rechnen so viele Banker mit einer Konsolidierung wie in Österreich. Viele Mitarbeiter dürften ihren Job verlieren.

Wien. Kaum eine andere Branche steht vor einem so großen Umbau wie der Bankensektor. Vielen Instituten macht die Niedrigzinsphase schwer zu schaffen. Hinzu kommt der technologische Wandel, der viele Filialen überflüssig macht. Am Montag hat die Beratungsgesellschaft Ernst & Young dazu eine Studie veröffentlicht. Die Ergebnisse sind aus österreichischer Sicht alarmierend. Für die Studie wurden 250 führende Banken in ganz Europa befragt. Aus Österreich haben zehn Institute teilgenommen.

Herausgekommen ist, dass die heimischen Banken ihren Sparkurs noch einmal verschärfen werden. So planen 60 Prozent der Institute in den nächsten zwölf Monaten einen Personalabbau. 2015 haben dies erst 50 Prozent vorgehabt. Nur in Spanien, den Niederlanden (jeweils 67 Prozent) und Deutschland (61 Prozent) sollen die Einsparungen beim Personal noch stärker ausfallen als in Österreich. „Die Beschäftigungslage im gesamteuropäischen und österreichischen Bankensektor bleibt angespannt“, sagt Georg von Pföstl, Experte bei Ernst & Young in Österreich.

Gewinne bleiben auf niedrigem Niveau

Als Hauptgründe für den Sparkurs sieht er nicht nur das historisch niedrige Zinsumfeld, sondern auch die hohen regulatorischen Anforderungen an Eigenkapital, Liquidität und Risikovorsorge, die die Gewinnmargen belasten. Gleichzeitig drängen immer neue Wettbewerber auf den Markt und verstärken den ohnehin hohen Preisdruck.

Die Situation in der Bankenbranche bleibe „schwierig, die Gewinne werden vorläufig auf niedrigem Niveau verharren“, betont der Experte von Ernst & Young.

Weil die Personalausgaben knapp über die Hälfte der operativen Kosten der Branche ausmachen, werde es zu weiteren Stellenkürzungen kommen.

Die meisten verbliebenen Mitarbeiter müssen heuer mit dem gleichen Gehalt auskommen. So gaben 70 Prozent der österreichischen Banken an, dass bei ihnen die Gesamtvergütung im Vergleich zum Vorjahr gleich bleiben soll. 20 Prozent planen sogar eine Reduktion. Nur bei zehn Prozent soll es eine Steigerung geben. Damit sind die Gehaltsaussichten bei den österreichischen Banken schlechter als im europäischen Durchschnitt. Angesichts der schwierigen Gesamtlage steht die Finanzbranche vor einer spürbaren Marktbereinigung.

Der Kuchen wird immer kleiner

In keinem anderen Land rechnen so viele Banker mit einer Konsolidierungswelle wie in Österreich. Für die kommenden zwölf Monate erwarten 80 Prozent der österreichischen Manager eine mittlere oder erhebliche Konsolidierung. „Der Kuchen wird kleiner, die Herausforderungen werden größer“, sagt von Pföstl. „Viele Banken werden auf sich allein gestellt nicht in der Lage sein, sich dafür mit den notwendigen Investitionen, beispielsweise in die Digitalisierung, zu rüsten und gleichzeitig einen Sparkurs einzuschlagen.“

Überraschend ist, dass die Banken trotz durchwachsener Konjunkturaussichten von einer Lockerung ihrer Kreditvergabepolitik für die meisten Branchen ausgehen. Davon soll vor allem der Mittelstand profitieren. Denn 49 Prozent der europäischen und immerhin 38 Prozent der österreichischen Bankmanager gaben an, mehr Kredite an kleine und mittelständische Unternehmen vergeben zu wollen.

In Österreich soll die Kreditvergabe vor allem in der Gesundheitsbranche (50 Prozent) sowie im Bereich der gewerblichen und professionellen Dienste (38 Prozent) gelockert werden.

Ernst & Young hat auch nachgefragt, was ein EU-Austritt Großbritanniens für die Finanzbranche bedeutet. Demnach würde ein Brexit europaweit bei fast jeder vierten Bank zu einer starken Beeinträchtigung der Geschäftstätigkeit führen. Besonders betroffen wären britische und irische Banken, bei denen sogar 53 Prozent beziehungsweise 48 Prozent mit erheblichen Problemen rechnen. Österreichs Banken reagieren hingegen relativ gelassen. 40 Prozent der heimischen Banken erwarten bei einem Brexit keinerlei negative Auswirkungen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.04.2016)

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