Porsche-Chef Wiedeking verliert Machtkampf

(c) REUTERS (CHRISTIAN CHARISIUS)
  • Drucken

Die Entscheidung fiel nach einer Marathon-Aufsichtsratssitzung in den frühen Morgenstunden: Porsche-Chef Wiedeking und Finanzvorstand Härter verlassen das Unternehmen. Porsche dürfte die zehnte Marke von VW werden.

Der langjährige Porsche-Chef Wendelin Wiedeking verlässt den Autohersteller mit sofortiger Wirkung. Der Aufsichtsrat der Porsche Automobil Holding SE habe sich mit Wiedeking über dessen Abschied geeinigt, teilte der Sportwagenbauer mit. Nachfolger von Wiedeking bei der Porsche AG soll der bisherige Produktionsvorstand Michael Macht werden. Neben Wiedeking verlässt auch Finanzvorstand Holger Härter den Sportwagenbauer. In einer Marathonsitzung stellte der Aufsichtsrat des Sportwagenbauers die Weichen für die Rettung des hoch verschuldeten Unternehmens.

Die beiden Manager verlassen das Unternehmen mit sofortiger Wirkung und legen auch ihre Aufsichtsratsmandate bei VW und Audi nieder. Wiedeking soll eine Abfindung von 50 Millionen Euro erhalten, von der die Hälfte in eine soziale Stiftung geht. Sein Vertrag hatte eine Laufzeit bis 2012. Härter erhält 12,5 Millionen Euro. Zuvor war in Medienberichten von einer Rekordabfindung von rund 250 Millionen Euro für Wiedeking die Rede. Als Begründung für das Aus der Manager teilte Porsche mit, Wiedeking und Härter wollten mit diesem Schritt "einen wichtigen Beitrag zur Befriedung der Situation leisten".

Porsche wird zehnte Marke von VW

Nach dem Aus für Wiedeking gilt es als sicher, dass VW den Sportwagenbauer schrittweise übernimmt und Porsche als zehnte Marke in den VW-Konzern eingliedert wird. Porsche hat sich mit der Übernahme von knapp 51 Prozent von VW übernommen und gut zehn Milliarden Euro Schulden angehäuft.

Die Milliardenschulden von Porsche sollten durch eine Kapitalerhöhung von mindestens fünf Milliarden Euro sowie den Einstieg des Golfemirates Katar abgebaut werden, teilte Porsche mit. In dem beispiellosen Machtkampf mit VW macht Porsche damit den Weg zur Bildung eines Konzerns mit Volkswagen frei.

Verhandlungen mit Katar

Der Aufsichtsrat beauftragte den Vorstand, die Verhandlungen mit Katar zum Abschluss zu bringen. Ziel sei es, die Voraussetzungen für die Bildung eines integrierten Automobilkonzerns aus der Porsche SE und der Volkswagen AG zu schaffen, erklärte der Aufsichtsrat nach dem einstimmigen Beschluss.

Das zwölfköpfige Kontrollgremium von Porsche war am frühen Mittwochabend überraschend im Forschungs- und Entwicklungszentrum in Weissach zusammengekommen, um die Weichen für die Zukunft des Autobauers zu stellen. Ursprünglich war die Sitzung für Donnerstag geplant gewesen. Einzelheiten zu dem Rettungskonzept gab es zunächst nicht. Donnerstagmittag sollte der Aufsichtsrat von VW in Stuttgart wie geplant zusammenkommen. Der Porsche-Aufsichtsrat sollte am Donnerstagnachmittag nicht erneut tagen.

Porsche und Piëch einig

Die Familien Porsche und Piëch hatten sich nach früheren Angaben aus Konzernkreisen grundsätzlich darauf geeinigt, dass VW Porsche schrittweise komplett übernimmt und der Sportwagenbauer als zehnte Marke in den Wolfsburger Konzern integriert wird. Damit hätte sich VW-Aufsichtsratschef und Porsche-Miteigentümer Ferdinand Piëch mit seinem Plan durchgesetzt.

In den vergangenen Tagen war schon wiederholt über das Ende von Wiedeking an der Spitze des Sportwagenbauers spekuliert worden, da für den Manager in dem neuen VW/Porsche-Konzern kein Platz mehr ist. Wiedeking steht seit 1993 an der Porsche-Spitze. Der neue starke Mann im VW/Porsche-Konzern soll VW-Vorstandschef Martin Winterkorn werden.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

International

Porsche-VW: „Zwei Starke werden stärker“

Ferdinand Piëch hat sein Ziel, ein Auto-Imperium zu schaffen, erreicht. Nach Porsche-Chef Wiedekings Abgang wird das Unternehmen bis 2011 in den VW-Konzern integriert.
File photo of CEO of Volkswagen Winterkorn talking to chairman of the advisory board Piech as his cou
International

Das Autoimperium der Porsches und Piechs

Der Clan umfasst etwa 60 Mitglieder, die Cousins Wolfgang Porsche und Ferdinand Piech haben das Sagen.
International

Wiedeking: Vom Aufstieg und Fall des Mr. Porsche

Seit 1991 ist Wendelin Wiedeking bei Porsche. Er hat den Konzern saniert, aber sich zu viel vorgenommen. Denn dann kam die Finanzkrise. Porsche hatte auf einmal zu wenig Geld in der Kasse.
Österreich

VW-Patriarch Piëch als Gewinner

Der in Wien geborene Ferdinand Piëch hat sich durchgesetzt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.