Reiche Familien entdecken den Warren Buffett in sich selbst

(c) Stanislav Jenis
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Reiche Familien jagen selbst nach Deals. Sie sind an Erträgen mit Sicht auf fünf, zehn oder 20 Jahre interessiert. Viele Buyout-Firmen sind alarmiert.

An einem Tag im vergangenen Dezember versammelte sich ein halbes Dutzend reicher US-Familien, die ihr Vermögen in Bereichen wie Landwirtschaft oder Getränke gemacht hatten, im 10. Stock eines Bürogebäudes in Miami. Eine Stunde lang ließen sie sich von einem Berater der Milliardärs-Brüder J.B. und Tony Pritzker erklären, wie man Unternehmen kauft.

Reiche Familien entdecken in diesen Tagen den Warren Buffett in sich selbst, wenn auch in bescheidenerem Maßstab. In der Vergangenheit reichten sie einen Großteil ihrer Vermögen an Manager weiter, die das Geld für sie investierten. Jetzt jedoch folgen viele dem Vorbild von Buffett, Michael Dell und Bill Gates und agieren selbst wie Private-Equity-Firmen. Sie kaufen direkt große Anteil an Unternehmen oder erwerben diese vollständig. Auf diese Weise haben sie nicht nur mehr Kontrolle über ihr Vermögen, sondern sie können auch Gebühren für Manager sparen.

Neues Werben um Reiche

Buyout-Firmen verlangen in der Regel zwei Prozent der Aktiva als jährliche Verwaltungsgebühr. Zudem behalten sie 20 Prozent der erzielten Gewinne ein. Doch der neue Trend bedeutet für die Private-Equity-Firmen, dass sie alles daran setzen müssen, um nicht eine entscheidende Geldquelle für ihre Buyout- Transaktionen zu verlieren. Blackstone Group LP beispielsweise hat einen Manager dafür ernannt, reiche Familien zu umwerben. Und Carlyle Group LP und andere Private-Equity-Firmen erlauben inzwischen vielen Familien, neben ihnen als Investoren bei Geschäften aufzutreten.

Fast 70 Prozent so genannter Family-Offices, die das Vermögen von Familien verwalten, tätigen heute direkte Investitionen. Das geht aus einer Umfrage aus dem April unter 80 solcher Büros hervor, die vom Family Office Exchange durchgeführt wurde. Und 2015 haben sich diese besser geschlagen als Buyout-Firmen. Direkte Transaktionen brachten den Offices im Durchschnitt einen Ertrag von 15 Prozent, zeigt die Umfrage - was mehr als das Doppelte dessen ist, was Private Equity in dem Jahr erzielte.

Vier Billionen Dollar warten auf Einsatz

Ganz trennen sich reiche Familien aber nicht von Private- Equity-Firmen. Sie stecken im Durchschnitt 27 Prozent ihrer Aktiva in deren Fonds, wie eine Studie von Preqin zeigt. Und Familien stehen hinter neun Prozent der Private-Equity-Gelder, mehr als das Doppelte der Quote von vor fünf Jahren.

Dennoch: Schätzungsweise vier Billionen Dollar an Familien- Geldern warten derzeit weltweit auf ihren Einsatz. Das macht deutlich, warum sich Private-Equity-Firmen um einen Anteil bemühen, sagt John Studzinski, der Botschafter für große Family-Offices und Staatsfonds bei Blackstone. Er hilft Familien dabei, Transaktionen zu finden.

Seinen Worten zufolge interessieren sich Familien eher für die Erträge mit Sicht auf fünf, zehn, 15 oder 20 Jahre: "Sie sind nicht auf die nächsten zwölf Monate fokussiert". Einige Familie kaufen schon seit Jahrzehnten Firmen auf eigene Rechnung. MSD Capital, das sich um das Vermögen von Dell- Gründer Michael Dell kümmert, wurde 1998 gegründet und verwaltet derzeit mehr als zwölf Mrd. Dollar.

Rund 250 solcher Family-Offices in den USA sind derzeit auf Jagd nach Kontrollmehrheiten bei Privatunternehmen, sagt Ward McNally, Berater für Family-Offices bei McNally Capital. Die Ziele würden in der Regel zwischen drei Mio. Dollar und 50 Mio. Dollar im Jahr vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen verdienen.

(Bloomberg)

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