Pharmafirmen: Kräftiges Wachstum

Auf Platz eins im weltweiten Pharma-Ranking liegt der US-Konzern Pfizer.
Auf Platz eins im weltweiten Pharma-Ranking liegt der US-Konzern Pfizer.(c) REUTERS (LUCAS JACKSON)
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Die weltweit größten Pharmakonzerne haben im Vorjahr ihren Umsatz und ihr Ergebnis deutlich gesteigert. Doch für die Aktionäre an der Börse lief es teilweise nicht so gut.

Wien. Die 21 weltweit größten Pharmakonzerne erhöhten im Vorjahr das operative Ergebnis (Ebit) um 23,4 Prozent auf insgesamt 147 Milliarden Euro. Das zeigt eine Erhebung der Unternehmensberatung EY (Ernst & Young), die am Montag veröffentlicht wurde. Die Firmen steigerten den Umsatz um 18,7 Prozent auf 429 Milliarden Euro, wobei ein Großteil auf Wechselkurseffekte zurückzuführen ist. Bei der Ebit-Marge, gemeint ist das Verhältnis Gesamtergebnis zum Gesamtumsatz, gab es eine leichte Verbesserung von 25 Prozent auf 26 Prozent.

Wachstumsmotor waren Medikamente gegen Krebs und Immunkrankheiten. In diesem Bereich kletterte der Umsatz im Vorjahr von 94,1 Milliarden Euro auf 115,8 Milliarden Euro. Auf Platz zwei lagen Medikamente gegen Herz-Kreislauf-Krankheiten und Stoffwechselkrankheiten.
Ernst und Young ist überzeugt, dass der Höhenflug der Pharmabranche auch in den kommenden Jahren weitergehen wird. So sind im Vorjahr die Ausgaben für Forschung und Entwicklung um 18,1 Prozent auf knapp 80 Milliarden Euro gestiegen. Insgesamt befanden sich zuletzt 3700 Wirkstoffe in der klinischen Entwicklung, in der Zulassungsphase oder wurden in den Markt eingeführt. Trotz der guten Zahlen haben im Vorjahr die Aktienkurse vieler Pharmakonzerne die Erwartungen der Börsianer enttäuscht. Eine Ausnahme waren meist die Kurse von Firmen, die von Konkurrenten übernommen wurden.

Ärger über Preiserhöhungen

Auch manche Fondsmanager warten mit Zukäufen ab. Denn im US-Präsidentschaftswahlkampf wird viel über die Pharmabranche diskutiert. Auslöser war die Firma Turing Pharmaceuticals, die im Vorjahr den Preis für ein bestimmtes Medikament von 13,50 US-Dollar auf 750 US-Dollar erhöhte. Dies sorgte für Empörung. US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton kündigte an, den Preiswucher eindämmen zu wollen. Auch der US-Kongress hat sich einige Pharmakonzerne vorgeknöpft. Die republikanische Ausschussvorsitzende, Susan Collins, meinte, manche Firmen wirken auf sie „mehr wie Hedgefonds als traditionelle Pharmaunternehmen“.

Nach Ansicht von Ernst & Young ist das Wachstum in der Pharmabranche unterschiedlich verteilt. Zulegen konnten Biotechnologiefirmen. Zu ihnen gehört Gilead Sciences, die von 2013 bis 2015 den Umsatz um durchschnittlich 70,7 Prozent jährlich steigerte. Biogen verzeichnete ein Wachstum von 24,6 Prozent und Novo Nordisk von 13,6 Prozent.

Die Biotechnologiefirmen punkten mit einer hohen Anzahl an Produktzulassungen sowie innovativen Therapien. Anders läuft es teilweise für die klassischen Pharmakonzerne, auch Big Pharma genannt. „Big Pharma tritt – von ein paar Ausnahmen abgesehen – eher auf der Stelle“, sagt Erich Lehner, zuständiger Experte bei Ernst & Young in Österreich. So habe sich Big Pharma „vor allem auf die Bereinigung des eigenen Portfolios konzentriert und gezielt hinzugekauft beziehungsweise Unternehmensteile verkauft“.

Lehner geht davon aus, dass die Big-Pharma-Unternehmen auch künftig verstärkt Zukäufe tätigen werden: „Zwar wird der Anteil der Deals aus steuerlichen Gründen weniger werden, weil die USA jüngst ihre Steuergesetze deutlich verschärft und dadurch die Verlegung von Unternehmenssitzen aus steuerlichen Gründen weniger lukrativ gemacht haben.“ Auf Platz eins im Pharma-Ranking liegt Pfizer mit einem Umsatz von 40,9 Milliarden Euro, gefolgt von Roche mit 37 Milliarden Euro und Merck mit 31,6 Milliarden Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.05.2016)

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