Deflation lässt die Eurozone nicht los

(c) REUTERS
  • Drucken

Trotz der anhaltenden Flut an Notenbankgeld sind im Mai die Preise um 0,1 Prozent gesunken.

Brüssel. Die EZB bekommt die deflationären Tendenzen in der Eurozone nicht in den Griff: Trotz der anhaltenden Flut an Notenbankgeld fallen die Preise weiter. Waren und Dienstleistungen kosteten im Mai durchschnittlich um 0,1 Prozent weniger als im Vergleichsmonat des Vorjahres, teilte dass Statistikamt Eurostat am Dienstag mit. Besonders starke Preisrückgänge wurden im Sektor Energie verzeichnet: Dieser verbilligte sich um 8,1 Prozent.

Was die Verbraucher freut, dürfte der EZB Sorgen bereiten. Bei der Ratssitzung am Donnerstag in Wien wird es Gesprächsbedarf geben, warum die Währungshüter trotz eines billionenschweren Anleihenkaufprogramms noch immer meilenweit von ihrem Ziel einer Inflationsrate von knapp unter zwei Prozent entfernt sind. Dieser Wert gilt definitionsgemäß als „Preisstabilität“.

Eine nachhaltig höhere Inflation sei weiterhin nicht in Sicht. Deshalb bleibe eine neuerliche geldpolitische Lockerung der EZB zum Jahresende auf der Agenda, meint Ökonom Christoph Weil von der Commerzbank.

Im Kampf gegen eine Deflation, einen für die Wirtschaft schädlichen Preisverfall auf breiter Front, hat die EZB erst im März die geldpolitischen Schleusen weit geöffnet. Der Leitzins wurde auf null gesetzt, der Kauf von Wertpapieren auf ein Volumen von 80 Mrd. Euro pro Monat ausgedehnt, und die Strafgebühren wurden für die bei ihr geparkten Einlagen der Banken erhöht. Damit sollen Anleihenmärkte für Banken unattraktiver werden, damit sie das Geld stattdessen als Darlehen vergeben. Im April zeigte diese Strategie leicht Wirkung: Die Kreditvergabe zog um 1,2 Prozent an – der stärkste Anstieg seit November 2011.

Viele Experten erwarten vor diesem Hintergrund, dass die EZB trotz der jüngst weiter gefallenen Preise ihre Inflationsprognose demnächst leicht anheben wird. (Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.06.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.