KLM sehnt Trennung von Air France herbei

KLM aircraft are seen on the tarmac at Schipol airport near Amsterdam
KLM aircraft are seen on the tarmac at Schipol airport near Amsterdam(c) REUTERS (YVES HERMAN)
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Die niederländische Fluglinie KLM leidet unter dem Zusammenschluss mit der dauerstreikenden Air France. Im Unternehmen werden erstmals Stimmen laut, die ein Ende der nunmehr zwölfjährigen Flugehe fordern.

Den Haag. Die französische Air France und die niederländische Airline KLM durchfliegen derzeit heftige Turbulenzen. Die Niederländer sind auf ihre langjährigen französischen Partner gar nicht mehr gut zu sprechen. Nicht zuletzt deshalb, weil bei der Air France ständig gestreikt wird und weil die Air France Verluste einfliegt, während die KLM Gewinne schreibt. Nun haben die Air-France-Piloten für den 24. bis 27. Juni weitere neue Streiks angekündigt, nachdem sie zum Auftakt der Fußballeuropameisterschaft in ihrem Land ebenfalls schon gestreikt hatten. Sie wollen damit gegen eine geplante Senkung ihrer Bezüge und ihrer Pensionen demonstrieren.

Verluste bei Air France, Sparen bei KLM

Gar nicht gut aber kam bei den KLM-Mitarbeitern und den KLM-Pilotenkollegen die Forderung der Air-France-Piloten an, dass die KLM einige ihrer Flugrouten an die Air France abtreten solle. Die KLM fliegt mit ihrer eigenen Flotte von 115 Flugzeugen derzeit 139 Destinationen in der ganzen Welt an. Das soll mindestens so bleiben, oder das Flugnetz soll noch weiter ausgebaut werden, heißt es bei der KLM.

Außerdem müssen die fliegenden Holländer auch selbst kräftig sparen und wollen in den kommenden Jahren die Kosten um 700 Millionen Euro reduzieren sowie ein Viertel aller Managementstellen streichen. Flugrouten an die Air France abzutreten, das kommt für sie gar nicht infrage.

Zwölf Jahre voller Konflikte

KLM-Chef Pieter Elbers sagte in einem Interview mit der Zeitung ,,Het Financiele Dagblad“: „Der Flugroutenstreit ist so gut wie beigelegt. Aber ich konzentriere mich lieber auf externe als auf interne Aufgaben.“ Der neuerliche Streik der Air-France-Piloten schadet auch dem Image der KLM. Schon gibt es innerhalb der KLM Stimmen, die fordern, man solle die Flugzeugehe mit der Air France beenden. Auch bei der niederländischen Regierung macht man sich große Sorgen über den Dauerstreit, den die Air France und die KLM führen.

Ist die Scheidung von Air France und der KLM also programmiert? Die beiden Airlines fliegen seit dem Jahr 2004 zusammen, als die Franzosen die KLM für weniger als 800 Millionen Euro eingekauft haben. Doch der Streit um die Flugrouten ist nicht der erste große Krach, den es in der Holding Air France/KLM gibt, unter deren Dach die Air France und die KLM-Gruppe mit ihren Tochtergesellschaften weitgehend selbstständig operieren können. Erst vor zwei Jahren, als die Air France Milliardenverluste verkraften musste, wollten die Franzosen an die Kassa der KLM, um mit dem Geld der Holländer ihre Verluste reduzieren zu können.

Auch das konnte der heutige KLM-Vorstandschef, Pieter Elbers, der die KLM seit 2014 führt, verhindern. Ebenso wie den Versuch der Franzosen, die erfolgreiche KLM-Chartertochter Transavia voll und ganz in die Holding Air France/KLM einzugliedern und sie von der Holding lenken zu lassen. Es sind vor allem auch die großen Kulturunterschiede, die der Air France und der KLM zu schaffen machen. Die straffe französische Hierarchie ist bei den holländischen Partnern gar nicht beliebt. Andererseits ist den Franzosen die niederländische Egalität ganz fremd, wo jeder jeden duzt und wo auch der Vorgesetzte offen kritisiert werden darf – und dies auch wird.

Der Druck durch Wettbewerber steigt

Die niederländische Kultur und Gesellschaft sind angelsächsisch geprägt. Dass es hier mitunter zu Spannungen mit den Franzosen kommt, gibt auch KLM-Chef Pieter Elbers zu, wenn er sagt: ,,Mit Amerikanern kann ich einfach umgehen und reden. In den USA fühle ich mich wie zu Hause. Die französische Kultur aber ist anders. Mit den Franzosen muss man oft lang suchen, bis man dann endlich zu einer Lösung kommt.“

Vielleicht sucht Pieter Elbers schon insgeheim nach einem amerikanischen Flugpartner, um die KLM aus dem Verbund mit der Air France herauszulösen. Denn so kann es nicht weitergehen, da die Billigflieger wie Easy Jet und Ryanair der Air France/KLM vor allem in Europa immer mehr Konkurrenz machen und die beiden arabischen Airlines Emirates und Etihad das Gleiche auf den interkontinentalen Routen tun.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.06.2016)

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