Finanzaktien nach Briten-Votum im freien Fall

The headquarters of Raiffeisen Bank International is pictured in Vienna
The headquarters of Raiffeisen Bank International is pictured in ViennaREUTERS
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An den Börsen gab es für den europäischen Bankenindex den größten Kurssturz. Die Banktitel verlieren zeitweise ein Viertel ihres Wertes.

Nach dem "No" der Briten zur Europäischen Union (EU) sind europaweit Aktien von Finanzinstituten unter die Räder gekommen. Zahlreiche Großbanken sackten an der Börse auf ihre niedrigsten Kurse seit mehreren Jahren ab. Die Papiere des italienischen Geldhauses UniCredit erreichten ein Rekordtief, Deutsche Bank und Commerzbank verloren zeitweise fast ein Fünftel ihres Börsenwerts.

Der europäische Bankenindex fiel um bis zu 17,4 Prozent, das war der größte Rückgang an einem Tag überhaupt. An der Wiener Börse verloren die Aktien der Erste Group bis 13.00 Uhr minus 12,4 Prozent und Raiffeisen Bank International minus 8,4 Prozent.

Börsianer zeigten sich geschockt. "Völlig unklar ist, welche Bank in welchem Ausmaß von den ebenfalls noch unklaren mittelfristigen Auswirkungen des Brexit betroffen sein wird", schrieben die Analysten der DZ Bank in einem Kurzkommentar. Firmen aus der Finanzbranche hängen besonders von der wirtschaftlichen Entwicklung ab. Experten erwarten wegen des Brexit nun eine Rezession in Großbritannien und eine zumindest kurzzeitige Abschwächung der Konjunktur in der EU.

"Insgesamt dürfte sich das Geschäftsumfeld für Banken verschlechtern", schrieben die DZ-Bank-Analysten. Dies führe zu einer schlechteren Kreditqualität und höheren Risikokosten. Zudem sei noch völlig unklar, welche Kosten etwa durch die Verlagerung von Geschäften auf bestimmte Banken zukämen und welche offenen Währungspositionen eventuell tiefe Löcher in die Bilanzen reißen könnten.

Autobranche unter den größten Verlierern

Die Entscheidung der Briten hat auch Auswirkungen auf zyklische, direkt von der Wirtschaftsentwicklung abhängige Branchen. Daher gehörten sie zu den größten Verlierern mit Kursverlusten im zweistelligen Prozentbereich: Autoaktien, Papiere von Industrieunternehmen wie Siemens oder Thyssenkrupp und Technologiewerte wie Infineon Technologies.

So geht etwa jedes fünfte in Deutschland produzierte Auto nach Angaben des Branchenverbandes VDA ins Vereinigte Königreich und auch der Maschinenbau sorgt sich nun wegen des Brexit um einen der wichtigsten Exportmärkte.

BMW: Konsequenzen noch nicht absehbar

BMW hat betont zurückhaltend auf die Entscheidung der britischen Wähler reagiert, die EU zu verlassen. "Die Konsequenzen dieser Entscheidung sind heute noch nicht absehbar. Klar ist, dass nun eine Phase der Unsicherheit beginnt", teilte der Autokonzern am Freitag in München mit. "Wir erwarten jedoch zunächst keine unmittelbaren Auswirkungen auf unsere Aktivitäten in Großbritannien."

Großbritannien ist für BMW nach China und den USA der drittgrößte Auslandsmarkt. Der Konzern verkauft bisher mehr als zehn Prozent seiner Autos in Großbritannien - im vergangenen Jahr waren das 236.000 Fahrzeuge. Außerdem baut BMW in England jährlich mehr als 200.000 Minis und Rolls-Royce-Limousinen und beschäftigt dort 24.000 Mitarbeiter.

(APA/Reuters)

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