Monte Paschi fällt auf Rekordtief

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Ein Mahnschreiben der EZB schickt die italienische Monte-Paschi-Bank tiefer in die Krise.

Mailand. Die EZB drängt bei der italienischen Krisenbank Monte dei Paschi di Siena auf einen raschen Abbau fauler Kredite. Das Geldhaus bestätigte am Montag den Eingang eines Schreibens, in dem ein straffer Zeitplan vorgegeben wird. Bis zum 3. Oktober soll es demnach gemäß den Vorgaben neue Pläne für das Geschäft der nächsten Jahre vorlegen.

Das Institut muss die per 2015 angehäuften Problemkredite im Volumen von 24,2 Milliarden Euro bis 2018 um 40 Prozent auf dann 14,6 Milliarden abschmelzen. Derzeit liegt der Anteil dieser Darlehen am gesamten Kreditportfolio bei 41 Prozent – der höchste Wert aller italienischen Geldhäuser. Eine mit der Sache vertraute Person sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die Europäische Zentralbank (EZB) habe dem Institut kein Ultimatum gestellt, sondern im Rahmen ihrer Aufsicht gehandelt.

Die EZB äußerte sich zunächst nicht zu der Sache. Die Traditionsbank aus der Toskana hatte im Oktober 2014 beim Stresstest der EZB am schlechtesten abgeschnitten. Die Bank war wegen eines verlustreichen Derivategeschäfts und Auswirkungen der Euro-Schuldenkrise in Schieflage geraten. Im vergangenen Jahr hatte das Institut dank Sondererträgen erstmals seit 2010 wieder schwarze Zahlen geschrieben.

Die Ergebnisse des aktuellen Banken-Stresstests werden für Ende Juli erwartet. Sollte Monte Paschi durchfallen, wäre es für Italien wohl heikel, das marode Institut zu stützen, ohne gegen EU-Regeln zu staatlichen Beihilfen zu verstoßen. Auch die Rating-Agentur Fitch geht davon aus, dass ein solches Vorgehen politisch schwierig durchzusetzen wäre. Die Monte-Paschi-Aktie fiel nach Bekanntwerden des EZB-Mahnschreibens auf ein Rekordtief.

Das Papier hat dieses Jahr bereits 70 Prozent an Wert eingebüßt. Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi hatte am Sonntag in einem Fernsehinterview gesagt, für die Probleme des Instituts werde eine marktwirtschaftliche Lösung bevorzugt. Zuvor hatten mehrere Tageszeitungen berichtet, dass staatliche Geldspritzen bei der drittgrößten Bank des Landes anstehen könnten, weil der Anteil fauler Kredite weiter steige. (Ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.07.2016)

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