Urlaub in Griechenland wird teurer

Ein Blick vom Lykabettus auf Athen: Der Städtetourismus boomt trotz gesalzener Preise für Museen und Akropolis.
Ein Blick vom Lykabettus auf Athen: Der Städtetourismus boomt trotz gesalzener Preise für Museen und Akropolis. (c) REUTERS (ALKIS KONSTANTINIDIS)
  • Drucken

Griechenland bleibt attraktiv für Touristen aus aller Welt – doch steigende Preise und Brexit-Votum machen neue Besucherrekorde unwahrscheinlich.

Athen. 26 Millionen Menschen besuchten Griechenland im Vorjahr. Das war nicht nur um einiges mehr als das Doppelte der Bevölkerung (elf Millionen), das war auch absolutes Rekordjahr – allen Krisen und Katastrophen in der weiteren Region zum Trotz. Ob es auch heuer so gut laufen wird? Die Frage ist mit einem entschlossenen Jein zu beantworten. Die Zahlen für die anlaufende Saison inklusive Mai sind nicht schlecht, doch deutliche Steigerungen wie in den vergangenen Jahren sind nicht zu erwarten. Die griechische Tourismusbranche zeigt Ermüdungserscheinungen.

Das hat viele Gründe, und einer davon treibt Ausländern auf der Akropolis die Zornesröte ins Gesicht: Ein Einzelticket für den „heiligen Fels“ kostet 20 Euro, das ist – bei aller Liebe zur Wiege der europäischen Kultur – eine Frechheit, die wohl auf lange Sicht nicht ohne Folgen bleiben wird.

Wie so vieles aber können die Griechen die neuen Eintrittspreise für Museen und archäologische Ausgrabungen den internationalen Gläubigern in die Schuhe schieben. Die saftigen Erhöhungen waren Teil des letzten griechischen Sparpakets – die Regierung legte unter anderen bei den Eintrittspreisen zu, anstatt Pensionen zu kürzen. Noch schwerwiegender ist das letzte Sparpaket für die Ägäisinseln: Die Aufhebung der ermäßigten Mehrwertsteuersätze für die Inseln und die allgemeine Anhebung der Mehrwertsteuer auf 24 Prozent haben die Preise auf Mykonos, Santorini oder Paros deutlich steigen lassen – die Hoteliers der Inseln lassen bereits Weltuntergangsstimmung aufkommen, sie sagen Nächtigungsrückgänge von 25 Prozent voraus.

Widersprüchlich sind auch die äußeren Rahmenbedingungen für die griechische Tourismusindustrie. Einerseits profitiert das Land von den Terroranschlägen in Tunesien, Ägypten oder der Türkei. Auf der anderen Seite aber stehen die erschütternden Bilder der ertrunkenen Bootsflüchtlinge auf den Inseln der Ostägäis und das Brexit-Votum, das „britische“ Destinationen wie die Ionischen Inseln, aber auch Rhodos und Kreta, wegen des Kurssturzes des britischen Pfunds zittern lässt.

Ein guter Richtwert für Gewinner und Verlierer des heurigen Tourismusjahres sind die Ankünfte auf den Flughäfen Griechenlands im Mai, dem ersten Monat der Sommersaison. Insgesamt sind sie leicht gestiegen, im Einzelnen aber gibt es starke Schwankungen. Die Städte Athen und Thessaloniki sind weiter im Kommen – sie legten im Mai beide zu, aber auch Destinationen wie Santorini, Rhodos und Mykonos hatten mehr Ankünfte als im Jahr zuvor. Die Hoteliers der Inseln erklären die Einbrüche denn auch damit, dass zwar nicht weniger Gäste als früher kommen, dass diese aber weniger ausgeben und kürzer bleiben.

Touristen sind sparsamer

Allgemein ist festzustellen, dass die Höhenflüge des griechischen Tourismus nicht von den Europäern abhängt. Heuer etwa ist auch im Stadtbild Athens die Präsenz der Inder auffällig – die seit 2015 verstärkt ins Sonnenland drängenden Chinesen gehören schon fast zum Inventar. Eine immer willkommene Gruppe sind freilich die US-Bürger, die den billigen Euro nutzen und als großzügig bekannt sind.

Schwer gelitten hat der internationale Tourismus auf Lesbos, Kos, Samos und Chios – den Inseln, die 2015 von Hunderttausenden Flüchtlingen angesteuert wurden. Kaum gelitten hingegen dürfte Rhodos haben. Die beliebte All-inclusive-Destination hat Zuwächse zu verbuchen. Aber selbst auf den anderen Ostägäis-Inseln ist die Branche optimistisch. Für Türken gelten Visaerleichterungen im kleinen Grenzverkehr mit den Ostägäis-Inseln, die Folge war ein Boom bei türkischen Urlaubern.

Auch für Russen ist das Visum ein wichtiger Faktor. Nach der russisch-türkischen Eiszeit zieht es wieder vermehrt Russen nach Griechenland. Im Mai machte Präsident Vladimir Putin persönlich durch seinen Besuch des Klosters des Heiligen Pantaleon in Athos Werbung für Griechenland, nicht nur als Badeort, sondern auch als orthodoxe Pilgerstätte. Doch die griechischen Konsulate sind dem Ansturm von Antragstellern nicht gewachsen. Und so ist es abzuwarten, ob so wie 2014 mehr als eine Million russischer Gäste nach Griechenland kommen können.

AUF EINEN BLICK

26 Millionen Touristen kamen im vergangenen Jahr nach Griechenland. Damit verzeichnete das elf Millionen Einwohner zählende Land einen neuen Tourismusrekord. Auch heuer hält der Touristenstrom unvermindert an. Ob es neue Rekorde geben wird, ist aber zu bezweifeln. Die Preise sind stark angestiegen. Der Tourismus soll nämlich auch die leeren Staatskassen füllen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.07.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Women sunbath enext to a pool in Tomares, southern Spain
International

Reisen in den Zeiten der Krise

Tourismus spielt sich nicht im Vakuum ab. Welche Ziele in geopolitisch turbulenten Zeiten als sicher gelten – und welche auf verbrannter Erde stehen –, scheint für den Sommer fix.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.