Billiges Geld treibt Kreditvergabe

(c) REUTERS
  • Drucken

Die Geldschwemme der Europäischen Zentralbank (EZB) zeigt Wirkung: Die Banken vergeben mehr Kredite.

Frankfurt. Die Flut an billigem Zentralbankgeld treibt das Kreditgeschäft in der Eurozone mehr und mehr an. Wie aus dem am Dienstag veröffentlichten Kreditbericht der Europäischen Zentralbank (EZB) hervorgeht, rechnen die Geldinstitute des Währungsraums mit einem weiteren Anstieg der Nachfrage nach Firmendarlehen, Verbraucherkrediten und Hypotheken für den Immobilienkauf im dritten Quartal. Auch der Wettbewerb unter den Banken wirke sich belebend aus.

Welche Folgen das Votum der Briten für einen EU-Ausstieg auf das Kreditgeschäft habe, ließe sich noch nicht abschätzen. Bislang seien keine negativen Folgen erkennbar. Zwei Tage vor der Zinssitzung der Zentralbank in Frankfurt sind das positive Nachrichten für EZB-Präsident Mario Draghi. Denn die Währungshüter pumpen bereits seit März 2015 über den Kauf von Staatsanleihen Monat für Monat Milliarden in das Finanzsystem der Währungsunion.

141 Banken befragt

Seit Juni werden zudem Firmenanleihen erworben. Banken sollen dazu angeregt werden, mehr Darlehen an Firmen und Haushalte auszureichen, statt selbst in Anleihen zu investieren. So wollen die Eurohüter der Wirtschaft auf die Sprünge helfen und die aus ihrer Sicht viel zu niedrige Inflation nach oben treiben. Im Juni zogen die Verbraucherpreise lediglich um 0,1 Prozent an – als Idealwert für die Wirtschaft strebt die EZB aber knapp zwei Prozent an. Die EZB befragte in ihrem vierteljährlichen Bericht im Juni 141 Geldinstitute aus dem Euroraum unter anderem zu ihren Kreditbedingungen und zur Nachfrage.

Der Erhebung zufolge gelangten Firmen im zweiten Quartal leichter an Darlehen. Der Wettbewerb unter den Instituten sei ein Hauptgrund gewesen. Die Geldinstitute hätten ihre Kreditbedingungen etwas stärker gelockert, als in der vorangegangenen Erhebung erwartet worden sei. Für das dritte Quartal gingen sie von weitgehend unveränderten Standards für Darlehen an Unternehmen aus. Bei Hypotheken seien die Bedingungen im zweiten Quartal nur geringfügig erleichtert worden nach einer Verschärfung zu Jahresanfang. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.07.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.