VW fährt weiterhin im Krisenmodus

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Auch für das Jahr 2017 muss der deutsche Autobauer einen Milliardenbetrag für die Folgen des Abgasskandals zurücklegen.

Wolfsburg. Die Abgasaffäre kostet Europas größten Autobauer, Volkswagen, auch im ersten Halbjahr 2016 merklich Gewinnkraft. Unter dem Strich sackte das Konzernergebnis aus den ersten sechs Monaten um 38 Prozent ab auf 3,46 Mrd. Euro. Das teilten die Wolfsburger am Donnerstag mit.

Als neuen Puffer für juristische Risken aus dem Skandal um Dieselmanipulationen musste Volkswagen aus seinem Gewinn weitere 1,6 Mrd. Euro herausrechnen. Zuvor hatten die gesamten Rückstellungen für den Skandal 16,2 Mrd. Euro betragen.

Auch für Folgekosten aus den Problemen mit Airbags des Zulieferers Takata und für drohende Kartellstrafen wegen Preisabsprachen in der Nutzfahrzeugbranche musste das Unternehmen zusammen mehr als eine halbe Milliarde Euro Rücklagen bilden.

An der Börse kamen die Zahlen nicht gut an. Die Vorzugsaktie der Wolfsburger verlor nach Handelsbeginn zeitweise fast drei Prozent. Damit rutschte Volkswagen morgens ans Ende des deutschen Leitindex DAX.

Die wichtige, aber renditeschwache Kernmarke VW-Pkw findet im Schatten der Abgasaffäre langsam zurück in die Spur. Die Hausmarke um Golf und Passat erreichte im zweiten Quartal des laufenden Jahres 808 Mio. Euro Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit). Zwar liegt dieser Wert klar unter den 914 Mio. Euro aus dem zweiten Viertel des Vorjahres. Jedoch war das Startquartal für die Kernmarke unter dem Druck der Abgasaffäre mit nur 73 Mio. Euro Ebit noch weit enttäuschender verlaufen.

China bleibt wichtiger Markt

Im Schlussquartal 2015 hatte VW-Pkw sogar Verluste gemacht. Auf Halbjahressicht spielte VW-Pkw dank des soliden zweiten Quartals 881 Mio. Euro ein. Im Vergleich mit der ersten Hälfte des Vorjahres ist das aber ein Einbruch um 38 Prozent. Die Kernmarke fährt ein Sparprogramm, die Kosten sind auf dem Prüfstand.

Verlass ist weiter auf den wichtigsten Markt, China: Der Konzern verbuchte dort per Juni 2,37 Mrd. Euro vor Zinsen und Steuern (Ebit). Allerdings: Mitte 2015 waren in China noch rund 2,74 Mrd. Euro zusammengekommen.
Bei Europas Branchenprimus drückt neben der Kernmarke auch die Tochter Audi erneut auf die Profitabilität. Der Ingolstädter Autobauer erzielte im zweiten Quartal eine operative Gewinnmarge (Ebit) von 8,7 Prozent nach 9,8 Prozent vor einem Jahr.

Bei der von der Dieselkrise besonders getroffenen Marke VW blieben vom Umsatz 2,9 Prozent als operativer Gewinn hängen – also 2,90 Euro pro 100 Euro Umsatz. Vor einem Jahr waren es 3,30 Euro gewesen. Porsche als Ertragsperle legte im Jahresvergleich von 16,2 auf 16,8 Prozent zu.

Für seine Autoverkäufe ist der Konzern trotz Dieselkrise wieder etwas optimistischer. Die Wolfsburger erwarten für das laufende Jahr nun leicht steigende Auslieferungszahlen. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.07.2016)

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