Der österreichischen RZB stellen die Bankentester ein schlechtes Zeugnis aus, die Erste Group liegt im guten Mittelfeld. Monte dei Paschi wäre durchgefallen – wurde aber gerettet.
Österreichs Großbanken würden eine mehrjährige Rezession überstehen, ohne dass zu viel Eigenkapital aufgezehrt würde. Aber zumindest für eine, die RZB, würde es vergleichsweise knapp werden. Das ist das mit Spannung erwartete Ergebnis des europäischen Bankenstresstest der Bankenaufsichtsbehörde EBA.
Geprüft wurden EU-weit 51 Großbanken. Eine einzige davon, nämlich die in große Probleme geschlitterte italienische Traditionsbank Monte dei Paschi, hätte eine neue Krise nicht überlebt. Für diese Bank war freilich am Freitag noch ein Rettungspaket geschnürt worden, das die Auslagerung von zehn Mrd. Euro an faulen Krediten und eine von internationalen Banken garantierte Kapitalaufstockung um fünf Mrd. Euro vorsieht. Der Rettungsplan war Freitag abend buchstäblich in letzter Minute, unmittelbar vor Veröffentlichung des Stresstests, von der EU-Kommission genehmigt worden.
Schlusslicht Monte die Paschi
Die geprüften österreichischen Großbanken Erste Group und RZB hätten am Ende des Stresszenarios noch immer genug Eigenkapital gehabt, um über die Runden zu kommen. Allerdings: Während die Erste Group im Mittelfeld landete, bekam die RZB ein außerordentlich schlechtes Zeugnis ausgestellt: Von allen 51 geprüften Banken hätte am Ende des Stressszenarios nur Monte dei Paschi über eine geringere Eigenkapitalquote verfügt als die RZB.
Konkret würde die Quote in einem Szenario, wie es von der EBA simuliert wurde, bei der Erste Bank von derzeit 12,3 auf 8,2 Prozent zurückfallen. Die Eigenkapitalquote der RZB würde von 10,3 auf 6,1 Prozent absacken.
Keine Kapitaluntergrenze
Die EBA hatte diesmal keine Mindestkapitalanforderungen festgelegt, weshalb es auch keine „Durchfaller“ gab. Bei letzten Stresstest 2014 waren die Prüfer von einer notwendigen Mindestkapitalquote von 5,5 Prozent ausgegangen. Unter diesem Kriterium hätte auch die RZB den Stresstest klar bestanden. Monte dei Paschi wäre allerdings durchgerasselt: Der hatten die Stresstester einen negativen Kapitalwert (minus 2,44 Prozent) bescheinigt.
Überraschend kam dieses Ergebnis nicht. Die österreichische Raiffeisen-Bankengruppe hatte auch schon im Vorfeld des Stresstests umfangreiche Umstrukturierungen eingeleitet. So steht in der Gruppe eine Bankenfusion an. Die Eigenkapitalsituation wird zudem durch Beteiligungsabverkäufe (erst vor kurzem wurde ein Anteil an der Uniqa-Versicherung veräußert) verbessert.
Länderweise unterschiedliche Kriterien
Die Ergebnisse sind international nur bedingt vergleichbar, was im Vorfeld zu Kritik geführt hatte. Die EBA hatte beim Stresstest nämlich länderweise recht unterschiedliche Kriterien angelegt. Während die italienischen Banken einem relativen milden „Stress“ unterzogen wurden, waren die Kriterien für Deutschland und vor allem für Österreich relativ hart. Nicht zuletzt wegen der starken Ausrichtung der heimischen Banken auf Osteuropa, für das die Bankenprüfer eine besonders harte Rezession mit stark sinkenden Immobilienpreisen angenommen hatten.
Aufatmen gab es in Deutschland. Die Deutsche Bank und die Commerzbank, die beide zuletzt mit Problemen zu kämpfen hatten, finden sich im Stresstestergebnis zwar im unteren Bereich. Mit 7,8 Prozent bei der Deutschen Bank und 7,42 Prozent bei der Commerzbank fiel das Ergebnis aber besser aus, als Beobachter im Vorfeld befürchtet hatten.
Die übrigen untersuchten deutschen Banken würden eine Rezession relativ gut überstehen. Am stabilsten zeigte sich hier die NRW Bank, die selbst nach der simulierten Rezession noch immer 35,4 Prozent Kapitalquote hätte.
Die Bankenaufsicht EBA selbst zeigte sich mit dem Ergebnis des Stresstests zufrieden. Die Widerstandsfähigkeit des Bankensektors in der EU sei ausreichend, was massiven Kapitalaufstockungen in den vergangenen Jahren zu verdanken sei, hieß es nach der Veröffentlichung des Tests.
Die 51 untersuchten Großbanken repräsentierten rund 70 Prozent der Bilanzsumme aller EU-Banken. Durch die Konzentration auf große Banken waren einige Länder, etwa Portugal, im Test nicht vertreten. (APA/ju)
(ju/APA)