Uber wirft in China das Handtuch

Weltweit haben Taxifahrer Angst vor Uber. Den US-Fahrdienstvermittler selbst hat ein chinesischer Rivale das Fürchten gelehrt.
Weltweit haben Taxifahrer Angst vor Uber. Den US-Fahrdienstvermittler selbst hat ein chinesischer Rivale das Fürchten gelehrt. (c) APA/AFP/GREG BAKER
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Der Fahrdienstvermittler verkauft sein China-Geschäft an den nationalen Marktführer Didi. Einmal mehr hat sich ein US-Gigant auf dem größten Markt die Finger verbrannt.

Wien/Peking. „Als Unternehmer habe ich gelernt: Erfolgreich sein heißt, seinem Herzen folgen und auch auf seinen Kopf hören.“ Was freilich nicht immer zusammenpasst. Am Ende hat Travis Kalanick dann doch nur der Vernunft gehorcht und seinen Herzenswunsch aufgegeben, mit dem Fahrtendienst Uber auch China zu erobern. Am Montag verkaufte der Gottseibeiuns aller Taxifahrer sein chinesisches Geschäft an den dortigen Marktführer Didi Chuxing. Dafür erhält Uber einen Anteil von 20 Prozent an Didi, der nun de facto als Monopolist agieren kann.

Es ist das Ende einer „gewaltigen Schlacht“, wie es in einem Statement des Siegers heißt. Drei Jahre lang lieferten sich die Kontrahenten einen aggressiven und finanziell verlustreichen Kampf um Marktanteile. Die Fahrer erhielten Boni, die Passagiere Rabatte, bei den Vermittlern blieben rote Zahlen. Über eine Milliarde Dollar verbrannte die Firma aus San Francisco, um richtig Fuß zu fassen. Die Investoren wurden auf beiden Seiten immer nervöser. Für Kalanick war China oberste Priorität und Chefsache. Ein Fünftel seiner Arbeitszeit verbrachte der Gründer auf dem weltweit größten Markt für städtische Autofahrten und Smartphones.

Letztlich ohne wirklichen Erfolg: Rund 80 Prozent des Geschäfts blieben beim Platzhirsch. Dabei startete dieser als normale Taxiplattform und nahm erst nach dem Markteinstieg von Uber dessen umstrittenes Geschäftsmodell ins Programm auf: die Vermittlung privater Fahrer. In der heutigen Form entstand Didi Chuxing erst im Vorjahr, als Fusion der Fahrtendienste der nationalen Internet-Giganten Alibaba und Tencent.

Taxi-Ersatz eben erst legalisiert

Den Zahlen nach verlässt Uber erhobenen Hauptes den Kampfplatz. Der 20-Prozent-Anteil an der fusionierten Firma ist nach jüngsten Bewertungen sieben Mrd. Dollar wert. Didi investiert zudem eine Milliarde in den Uber-Konzern. Die acht Milliarden in Summe entsprechen der Bewertung, die Uber China bei einer Finanzierungsrunde im Jänner erhalten hat. Zudem bekommt Kalanick einen Platz im Verwaltungsrat. Auch bleibt Uber als Marke in China bestehen: Beide Dienste operieren weiter getrennt. Die Daten freilich, die kostbare Ressource jeder Internetfirma, gehören jetzt ganz Didi.

Was die Niederlage aber richtig bitter macht: Erst in der Vorwoche legalisierte Peking formell die Alternative zum Taxi, unter bestimmten Auflagen für den privaten Chauffeur und sein Gefährt. Damit fällt die Unsicherheit für die Investoren weg – anders als in vielen anderen Märkten, wo Uber im gesetzlichen Graubereich agieren muss. Erst vor Kurzem wurde die Plattform in Deutschland scharf ausgebremst: Ein Gericht bestätigte das Verbot von Uber Pop (die Vermittlung privater Fahrer) in zweiter Instanz.

In China hat die Konkurrenz nun freie Fahrt und dürfte schon sehr bald schwarze Zahlen schreiben. Was freilich nicht nur ihr eigenes Verdienst ist. Der Segen kommt von oben, aus der Politik. Google, Yahoo, eBay, Microsoft: Schon so mancher amerikanische Tech-Konzern hat sich in China die Finger verbrannt, musste aufgeben oder seine Aktivitäten stark zurückschrauben. Entweder macht der Eindringling Fehler, weil er den Markt nicht kennt. Oder er ist erfolgreich – und wird dann von staatlichen Medien und Regulatoren in die Schranken verwiesen.

Einer der Didi-Investoren ist Chinas Staatsfonds. Eigentlich müsste die Wettbewerbsbehörde den Deal ins Visier nehmen, was aber kaum passieren dürfte. Unter der schützenden Hand der Führung kann sich Didi Chuxing seinerseits daranmachen, die globale Dominanz von Uber zu brechen. Den Weg ins Ausland geebnet haben Allianzen mit Fahrtendiensten in Indien und anderen Ländern Südostasiens. Für Uber bleibt der Trost des rechtzeitigen Rückzugs. Kalanick verkauft ihn als Flucht nach vorn: So würden Ressourcen frei für „kühne Initiativen“ wie das selbstfahrende Auto und „die Zukunft der Logistik“. Mit Google und Amazon nimmt es ein Unternehmen aus dem Silicon Valley immer noch leichter auf als mit Rivalen auf dem heißen Pflaster China. (gau)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.08.2016)

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