Goldpreis steigt wieder über 1000 Dollar

(c) Reuters (Yuriko Nakao)
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Der Goldpreis hat am Dienstag die 1000-Dollar-Marke übersprungen. Euroanleger müssen wegen der Dollarschwäche freilich auf Goldrenditen verzichten.

Wien (ju/ag). Der Goldpreis hat am Dienstag den bisher dritten Angriff auf die 1000-Dollar-Marke gestartet – und diese auch übersprungen. Freuen dürfen sich darüber aber nur Goldanleger in den USA und anderen Dollarländern, hiesige Anleger schauen vorerst durch die Gold-Finger: Auf Eurobasis ist das Edelmetall am Dienstag sogar etwas billiger geworden. Der Hintergrund: Gold wird international in Dollar gehandelt – und die US-Währung ist gestern deutlich abgesackt.

Auch mittelfristig ist der Goldkurs rückblickend betrachtet für Euroanleger kein Grund für überschwengliche Freude: Der Eurogoldpreis liegt (wegen der Dollarschwäche) derzeit immer noch recht deutlich unter dem Spitzenwert von Anfang dieses Jahres (siehe Grafik).

Anleger fürchten Inflation

Auf Dollarbasis hat Gold gestern freilich zum dritten Mal die 1000er-Marke übersprungen. Experten meinen, dass es auch diesmal nur vorübergehend sein wird: Die 1000-Dollar-Marke wirkt seit Längerem wie eine gläserne Decke. Der Rohstoffexperte der deutschen Commerzbank, Eugen Weinberg, meint jedenfalls, dass der spekulativ getriebene Preisanstieg derzeit „nicht gerechtfertigt“ sei, weil es weltweit an der physischen Nachfrage fehle. Trotzdem könne der jetzige Preisanstieg durchaus bis in die Region des im vergangenen März erzielten bisherigen Rekordwerts (1030,80 Dollar je Feinunze) gehen. Inflationsbereinigt ist Gold freilich weit von seinem historischen Höchststand Anfang der Achtzigerjahre entfernt: Um den zu erreichen, müsste das Edelmetall auf mehr als 2000 Dollar klettern.

Als Gründe für den neuerlichen Anstieg in die 1000-Dollar-Region nennen Experten die aktuelle Dollarschwäche (Gold entwickelt sich oft gegenläufig zum Dollar, der Dollar ist gegenüber dem Euro am Dienstag auf ein neues Jahrestief gefallen) und aufkeimende Inflationsbefürchtungen. Offenbar kommen immer mehr Anleger zur nicht ganz unbegründeten Ansicht, dass die Notenbanken die krisenbedingte Überschwemmung der Märkte mit Liquidität nicht rechtzeitig in den Griff bekommen werden, was in einigen Jahren zu Mega-Inflationsraten führen könnte.

Gold gilt allgemein immer noch als Krisenmetall und Inflationsschutz, auch wenn es dieser Rolle in den vergangenen Jahrzehnten (siehe den Verfall des realen Goldpreises seit den Achtzigerjahren) nicht gerecht werden konnte.

Sollten sich die Inflationssorgen freilich weiter verdichten, dann könnte der Goldpreis (nach einem erwarteten Rücksetzer) durchaus zu neuen Höhenflügen ansetzen, meinen Experten. Im späteren Herbst dürfte auch ein Anziehen der weltweiten Nachfrage für erneuten Preisdruck sorgen. Die Goldnachfrage wird vor Weihnachten traditionell besonders stark. Heuer könnte dieser saisonale Nachfrageschub krisenbedingt freilich etwas gebremst ausfallen.

AUF EINEN BLICK

Der Goldpreis hat am Dienstag zum dritten Mal die 1000-Dollar-Marke übersprungen und nimmt nun Kurs auf den bisherigen Rekordstand von 1030 Dollar. Heimische Anleger sehen von Goldrenditen freilich nicht viel: Der gleichzeitige Dollarkursverfall knabbert ihnen die ansehnlichen Preissteigerungen praktisch zur Gänze weg.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.09.2009)

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