KPMG: Schweizer Privatbanken kooperieren nicht gern

Sergio Ermotti
Sergio Ermotti(c) Reuters
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Die traditionsreichen Privatbanken fürchten offenbar, Kunden zu verlieren.

Zürich. Schweizer Privatbanken tun sich nach Meinung der Beratungsgesellschaft KPMG schwer mit engeren Kooperationen innerhalb ihres Sektors. Zwar könnten viele der ohnehin angeschlagenen Geldhäuser durch eine Zusammenarbeit mit anderen Instituten – etwa in der Abwicklung, beim Zahlungsverkehr und der Entwicklung neuer Produkte – ihre Kosten massiv senken. Ernsthaft erwägen würden die meisten von ihnen das jedoch nicht, sagte KPMG-Manager Philipp Rickert bei der Präsentation einer Studie zu den Schweizer Privatbanken am Donnerstag. „Wir stellen vielfach sehr verständliche psychologische Hürden fest. Das ist eine ganz schwierige Diskussion für ein Unternehmen, das Tradition und lange Geschäfte hat.“

Unter dem Druck sinkender Erträge denken mehrere Banken über eine Zusammenarbeit mit der Konkurrenz nach. In anderen Branchen ist das bereits seit Langem üblich: Autofirmen etwa beziehen oft Teile vom selben Zulieferer und auch bei Fluggesellschaften gibt es weitreichende Kooperationen innerhalb der bestehenden Allianzen. Doch in der Bankenbranche kommt der Trend nur langsam an. UBS-Chef Sergio Ermotti hatte kürzlich mehr Tempo eingemahnt: „Ich bin zuversichtlich, dass wir – wie andere Branchen auch – enger zusammenrücken werden, um Größenvorteile zu heben.“ Erste Gespräche dazu gebe es bereits zwischen einzelnen Instituten. „Aber das geht langsamer, als ich es für nötig halten würde.“ Nach Einschätzung von KPMG haben Schweizer Privatbanken Angst, mit einem solchen Schritt Kunden zu vergraulen. Zudem sähen einige Institute die Gefahr, dass externe Anbieter Kunden abwerben könnten. Dabei steht es um viele der kleineren Schweizer Privatbanken KPMG zufolge ohnehin nicht zum Besten: Mit dem Aus des Schweizer Bankgeheimnisses haben vor allem jene Institute, die nicht im Ausland vertreten sind, Probleme, neue Kunden anzuwerben. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.08.2016)

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