Bayer-Monsanto: Milliardenkauf mit Imagerisken

Bayer dürfte bald zum weltgrößten Anbieter für Saatgut aufsteigen
Bayer dürfte bald zum weltgrößten Anbieter für Saatgut aufsteigenBloomberg
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Der Chemieriese Bayer zahlt 66 Milliarden Dollar für den US-Konzern Monsanto.

Leverkusen/St. Louis. Werner Baumann ist Spezialist für Zukäufe. Schon als Strategiechef des Chemiekonzerns Bayer fädelte er dessen größte Transaktionen ein: unter anderem die Übernahme der Gesundheitspräparate-Sparte des US-Konkurrenten Merck vor zwei Jahren. Mit dem 14-Milliarden-Dollar-Deal schwang sich Bayer hinter Johnson & Johnson zum zweitgrößten Anbieter auf dem lukrativen Markt auf.

Aber den Deal seines Lebens hat Baumann, der seit 28 Jahren für Bayer arbeitet, wohl am gestrigen Mittwoch besiegelt: Der deutsche Pharma- und Chemiekonzern Bayer kauft den US-Saatguthersteller Monsanto für knapp 66 Milliarden Dollar (58,7 Mrd. Euro). Es ist die größte Übernahme, die ein deutsches Unternehmen je getätigt hat. „Das ist ein wahrhaft historischer Tag für Bayer und Monsanto“, sagte Baumann. Der Schritt werde die Position von Bayer als führendem Life-Science-Unternehmen in der Welt deutlich stärken.

Der Abschluss der Übernahme wird bis Ende 2017 erwartet. Sofern die Kartellbehörden zustimmen. Denn bei dem Deal handelt es sich um eine Übernahme unter Giganten. Der Aspirin-Hersteller Bayer kommt schon allein auf einen Jahresgewinn von 1,4 Mrd. Euro (1,6 Mrd. US-Dollar) und einen Börsenwert von knapp 74 Mrd. Euro. Monsanto schrieb zuletzt 2,3 Mrd. Dollar Gewinn und ist an der Börse rund 42 Mrd. Dollar wert. Gemeinsam mit Monsanto steigt Bayer zum weltweit führenden Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut auf. Monsanto produziert unter anderem das umstrittene Herbizid Glyphosat und hat im Saatgutgeschäft einen weltweiten Marktanteil von 26 Prozent. Sollten die Kartellbehörden den Deal nicht genehmigen, soll Monsanto zwei Mrd. Dollar von Bayer bekommen.

Kritik von Umweltschützern

Die Verhandlungen gingen über viele Monate. Der Leverkusener Konzern hatte sein Kaufangebot mehrmals erhöht: Gestartet war Bayer im Mai mit einem Angebot von 122 Dollar je Monsanto-Aktie, Anfang September stellte der Konzern 127,5 Dollar in Aussicht. Zuletzt hatte Bayer das Angebot noch einmal auf 128 Dollar je Aktie erhöht und damit den Zuschlag bekommen. Gezahlt wird in bar, nicht in Aktien.

Markenexperten schätzen die Übernahme für Bayer als strategisch sinnvoll ein. Viele Bayer-Aktionäre waren bislang aber skeptisch: Der Zukauf sei zu teuer, das Pharmageschäft könnte zu kurz kommen, lautete die Kritik. Und während Bayer einen guten Ruf genießt, hat der US-Saatgutgigant ein denkbar schlechtes Image. Markenexperten haben Bayer deshalb schon im Vorfeld geraten, ihr eigenes, positiveres Image zu nutzen, und die Marke Monsanto so schnell wie möglich zu löschen.

Heftige Kritik an der Übernahme kommt von Umwelt- und Naturschutzverbänden. Schlüsselelemente der Nahrungsmittelkette lägen nun in der Hand eines einzigen Unternehmens, Bauern müssten sich auf höhere Preise einstellen. Greenpeace sprach von einer „schlechten Nachricht für nachhaltige Landwirte, Verbraucher und die Umwelt“. Die Lobbymacht des neuen Konzerns werde wachsen.

Anders sieht man das auf den Finanzmärkten. Bayer-Aktien legten am frühen Mittwochnachmittag um mehr als drei Prozent zu. Auch die Monsanto-Papiere waren zur Eröffnung der Wall Street gefragt und verteuerten sich zunächst um 0,8 Prozent.

Fusionen sind derzeit beliebt

Bayer und Monsanto sind nicht die einzigen Konzerne in der Branche, die ihr Heil in Zusammenschlüssen und Übernahmen suchen. Der chinesische Staatskonzern Chem-China schluckt gerade den Schweizer Agrarriesen Syngenta für 43 Mrd. Dollar. Ende 2015 wurde die Fusion der US-Chemikonzerne Dow Chemical und Dupont zu einem neuen Branchenriesen auf den Weg gebracht. Die Hersteller von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut waren zuletzt durch fallende Getreidepreise und instabile Märkte in den Schwellenländern unter Druck geraten. (Reuters/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.09.2016)

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