Die Fusion von RZB und RBI soll diese Woche über die Bühne gehen. Bis zum Ende wird noch um Bewertungen gefeilscht.
Wien. Angekündigt wurde der große Schritt schon im Mai, jetzt dürfte er unmittelbar bevorstehen: Die Raiffeisen Zentralbank (RZB) fusioniert mit ihrer an der Börse gehandelten Osteuropatochter Raiffeisenbank International (RBI). Für Dienstag ist eine Aufsichtsratssitzung anberaumt, schreibt die „Wiener Zeitung“. Bis zuletzt wird in verschiedenen Gutachten um die Bewertungen der beiden Institute gefeilscht. Das Hauptziel des organisatorischen Kraftaktes: Es gilt die Kapitalausstattung beim Spitzeninstitut des Sektors zu stärken. Beim Stresstest im Juli landete die RZB im Krisenszenario auf dem vorletzten Platz von allen 51 geprüften Geldhäusern. Wenn die Mutter künftig selbst an der Börse notiert, müssen bisherige Fremdanteile (der Streubesitz der Kleinaktionäre) nicht mehr vom Kapital abgezogen werden. Dazu kommen einfachere Strukturen, raschere Entscheidungswege und natürlich niedrigere Kosten durch Nutzung von Synergien.
Aber der Teufel liegt auch hier im Detail – genauer in der Bewertung für den Umtausch von alten in neue Aktien. Zurzeit hält die RZB, die im Eigentum von knapp 500 lokalen Raiffeisenbanken steht, gut 60 Prozent an der RBI. Eine weitere Abwertung ihrer Beteiligung können und wollen sich die Raiffeisen-Landesbanken unter dem Dach der RZB nicht leisten. Zugleich haben sie großes Interesse, sich selbst als wertvoll darzustellen. Hat man sich aber erst einmal auf Wertansätze und damit auf das Umtauschverhältnis geeinigt, werden die Gremien wohl grünes Licht für die Fusion geben. Die endgültige Entscheidung treffen dann die Aktionäre in einer außerordentlichen Hauptversammlung, die für Jänner geplant ist. 75 Prozent der Anteilseigner müssen zustimmen. Erleichtern soll ihnen die Entscheidung eine unabhängige Prüfung der Bewertungsgutachten, die vier Wochen früher veröffentlicht wird.
Neuer Chef für neue Bank
Die Fusion ist nur eine von mehreren Maßnahmen, mit denen Raiffeisen sein Eigenkapital aufstocken will – oder besser gesagt muss, weil die Europäische Zentralbank (EZB) massiv darauf drängt. Zum gleichen Zweck verkauft die Bank auch Beteiligungen wie jene an der Uniqa-Versicherung. Das soll rund 0,6 Prozentpunkte mehr Kapital bringen. Zum Ende des ersten Halbjahres wies die RZB eine Kernkapitalquote von 10,6 Prozent auf, die RBI 12,2 Prozent.
Entschieden dürfte nun auch werden, wer dem neuen gemeinsamen Institut vorstehen soll. Sowohl RBI-Chef Karl Sevelda als auch RZB-Vorstand Walter Rothensteiner kommen aus Altersgründen für die neue Spitzenposition nicht infrage. Die besten Chancen dürfte Heinrich Schaller haben, der bisherige Chef der Raiffeisen-Landesbank Oberösterreich. (red)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.09.2016)