Wenn der Akku plötzlich brennt

Das Smartphone ist heute ein ständiger Begleiter. Dass das Gerät auch Risken birgt, ist jedoch kaum jemandem bewusst.
Das Smartphone ist heute ein ständiger Begleiter. Dass das Gerät auch Risken birgt, ist jedoch kaum jemandem bewusst.(c) APA/AFP/ED JONES
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Das Debakel rund um brennende Smartphone-Akkus lässt nicht nur bei den Koreanern den Gewinn einbrechen - es ist auch ein Problem für die gesamte Batteriebranche.

Wien. 5,2 Billionen Won (4,2 Mrd. Euro) wird der südkoreanische Elektronikkonzern Samsung im eben abgelaufenen dritten Quartal voraussichtlich verdient haben, hat das Unternehmen am Mittwoch bekannt gegeben. Eine Menge Geld, aber um 2,1 Mrd. Euro – also 50 Prozent – weniger als bisher erwartet. Und diese ursprüngliche Schätzung war gerade erst in der Vorwoche veröffentlicht worden.

Das Desaster rund um das Smartphone Galaxy Note 7, dessen Produktion wie berichtet am Dienstag endgültig eingestellt wurde, bedeutet für Samsung somit schon jetzt direkte Schäden in Milliardenhöhe. Die indirekten Kosten in Folge eines schlechteren Images sind kaum zu beziffern, dürften jedoch noch weit schwerer wiegen. Aufgrund der – bis dato – guten Verkaufszahlen anderer Smartphonemodelle und der starken Stellung in Bereichen wie TV-Geräten dürfte der Konzern die Causa aber wirtschaftlich verdauen können.

Kritik an Firmenkultur

Dennoch wird zunehmend Kritik an der Firmenkultur des Unternehmens laut, die keine Widerrede gegen die Vorgaben der Führungsspitze dulde. Das sei zwar nicht der Auslöser der Probleme gewesen, habe jedoch indirekt dazu geführt, heißt es.

Die konkreten Gründe für die Brände sind indes nach wie vor unklar. Sicher ist nur, dass es zu Kurzschlüssen in den Akkumulatoren der Smartphones gekommen ist, die schlussendlich zur Selbstentzündung der Geräte geführt haben. Und damit wirft das Debakel des über seine Tochter SDI weltgrößten Herstellers von Lithium-Ionen-Akkumulatoren auch einen Schatten auf die gesamte Akkutechnologie, die nicht nur für die Elektronik, sondern auch für die Elektromobilität notwendiger Grundstein ist.

So ist das Problem mit plötzlich brennenden oder sogar explodierenden Akkus nicht auf Samsung beschränkt. Auch Apple musste jüngst mehrere Fälle von plötzlich brennenden iPhones bestätigen und kündigte nähere Untersuchungen an. Allerdings dürften hierbei die Geräte zuvor beschädigt worden sein, weshalb sie sich selbst entzündeten. Diese Gefahr betrifft nämlich jedes Gerät mit einem Lithium-Ionen-Akku und hat bereits 2011 für ein PR-Debakel beim US-Autokonzern GM gesorgt. Mehrere seiner Elektroautos Volt schnitten bei Crashtests zuerst nämlich gut ab, begannen dann aber wenige Tage später in der Garage der Verkehrssicherheitsbehörden zu brennen. Und auch Tesla machen immer wieder Berichte über brennende Autos zu schaffen. Meist wurde zuvor ebenfalls die Batterie durch auf der Straße liegende Gegenstände beschädigt.

Arbeit im Mikrometerbereich

Grund für diese heftige Reaktion der Akkus auf Beschädigung ist der sogenannte Thermal-Runway-Effekt. Er entsteht, wenn es zu einem Kurzschluss im Akku kommt. Dies ist leicht möglich, weil in modernen Akkus die Kathode (Pluspol)und die Anode (Minuspol) aus hauchdünnen Folien besteht, die zu einer Zelle aufgewickelt werden. Dazwischen ist eine noch dünnere Kunststofffolie – Separator –, der einen Kurzschluss verhindern soll. Letzterer ist dünner als ein menschliches Haar.

Wird der Separator durchlässig, fließt unkontrolliert Strom. Das führt zu einer Erhitzung der Zelle, die sich immer weiter ausweiten und schlussendlich in der Selbstentzündung enden kann. Allerdings kann dieser Effekt auch ohne äußere Beschädigung eintreten, wenn etwa ein Staubkorn bei der Produktion bereits in die Akkuzelle gelangt ist. Diese Gefahr wird natürlich größer, je mehr Akkukapazität auf einen kleinen Raum gepfercht werden soll. Die Zahl brennender Akkus wird somit in Zukunft wohl eher zu- als abnehmen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.10.2016)

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