Fisch-Fastfood-Kette Nordsee steht zum Verkauf

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Der deutsche Traditionsbetrieb ist in Österreich seit über 100 Jahren mit Filialen vertreten.

Wien/Frankfurt. Fast jeder in Österreich und in Deutschland kennt die Fisch-Fastfood-Kette Nordsee. Wie die Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch berichtete, steht das Unternehmen zum Verkauf. Es geht um 372 Filialen mit 4800 Mitarbeitern. Eigentümer sind der deutsche Molkereiunternehmer Theo Müller, dessen Produkte (Müller Milch) auch in Österreich erhältlich sind, und der frühere deutsche Großbäcker Heiner Kamps. Ein Sprecher von Müller Milch wollte die Verkaufspläne von Nordsee weder bestätigen noch dementieren.

Dem Vernehmen nach möchte sich Müller Milch aber wieder verstärkt auf das Kerngeschäft, die Herstellung von Lebensmitteln, konzentrieren. Die Restaurantkette Nordsee ist hochprofitabel. Sie machte zuletzt bei einem Umsatz von 357 Millionen Euro ein operatives Ergebnis von 30 Millionen Euro. Der Verkauf soll angeblich 300 Millionen Euro bringen.

Österreich ist für Nordsee der wichtigste Auslandsmarkt. Das Unternehmen hat in Österreich über 33 Filialen mit 483 Mitarbeitern. Ein Teil der Filialen wird von Franchisepartnern betrieben. In Österreich gibt es allerdings nur zwei Filialen im Franchisesystem.

Die anderen Auslandsmärkte sind für Nordsee nicht so relevant wie Österreich. In Ungarn, in der Slowakei, in Rumänien und in Tschechien werden jeweils vier Filialen betrieben. Hinzu kommen drei Standorte in der Schweiz, zwei in Bulgarien und jeweils eine Filiale in Belgien und in Dubai.

Eine bewegte Geschichte

Nordsee wurde 1896 in Bremen von einer Gruppe Bremer Kaufleute und Reeder als „Deutsche Dampffischerei-Gesellschaft Nordsee“ gegründet. Strategie war es, den Menschen im Landesinneren frischen Fisch verkaufen zu können. Schon 1899 eröffneten die Deutschen zwei Standorte in Wien.

Die allererste Filiale befand sich auf dem Wiener Karmelitermarkt. Im Jahr 1909 folgte eine Niederlassung auf dem Wiener Naschmarkt. Dafür machten die Eigentümer nicht wenig Geld locker. Das Gebäude wurde künstlerisch im Jugendstil gebaut. Beauftragt wurden die Architekten Freiherr von Krauß und Josef Tölk. Die Filiale stand ungefähr dort, wo sich heute die Kunsthalle befindet. Als der Naschmarkt später an die heutige Stelle verlegt wurde, musste die Filiale abgetragen werden.

Früher kamen die Fische tiefgekühlt mit speziellen Eisenbahnwaggons am Wiener Nordwestbahnhof an. Dann wurden die Rollmöpse und „Russen“ in Wien mit Zwiebeln und Essig händisch in die Gläser gepackt. Durch die fortschreitende Automatisierung hat sich mittlerweile viel geändert. Auch in Deutschland wurde massiv expandiert. Im Jahr 1930 betrieb Nordsee nahezu die Hälfte der gesamten deutschen Fischereifahrzeuge. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurden die größten Fischdampfer für die Kriegsmarine beschlagnahmt. 1965 kam es zur Eröffnung der Schnellrestaurants, wie wir sie heute kennen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.10.2016)

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