Norwegen: Öl-Suche vor dem "Tor zur Hölle"

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Oelfoerderung(c) AP (Charlie Riedel)
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Der sinkende Zugang zu traditionellen Ölfeldern zwingt Norwegen zur Hinwendung zu unkonventionellen Quellen. Umweltschützer warnen: "Die Dollarzeichen leuchten in den Augen der Politiker auf".

Jan Mayen ist eine 373 Quadratkilometer große Insel rund 900 km nordwestlich von Norwegen. Sie ist wenig einladend: Nebel und heftige Winde machen eine Landung auf der Insel manchmal für eine Woche unmöglich. Die Insel ist zu einem Drittel vergletschert und beherbergt zudem den nördlichsten über dem Meeresspiegel gelegenen Vulkan der Welt, den Beerenberg. Und dennoch setzt Norwegen große Hoffnungen auf dieses seit 1930 zum Staatsgebiet zählende karge Stück Land. Der weltweit fünftgrößte Exporteur von Öl ist auf der Suche nach neuen einträglichen Quellen.

Jan Mayen

Die frühe Geschichte der Insel ist düster und verworren. Einige Historiker glauben, dass ein irischer Mönch mit dem Namen Brendan bereits im sechsten Jahrhundert auf die Insel segelte.

Als er zurückkehrte, erzählte er von einer brennenden schwarzen Insel, die von einem fürchterlichen Lärm umgeben war. Er glaubte, das "Tor zur Hölle" gefunden zu haben.
Der sinkende Zugang zu traditionellen Ölfeldern zwingt Öl-Exportländer zunehmend zur Hinwendung zu unkonventionellen Quellen wie Ölschiefer- und sand. "Die Zeit des Easy Oil, des vergleichsweise leicht zu gewinnenden Erdöls, ist vorbei. Wir müssen jetzt in immer schwierigere Gegenden, bohren immer tiefer, gehen immer weiter hinaus in Meeresgebiete mit Tiefen um die 3000 Meter", erklärte auch OMV-Vorstandsdirektor Helmut Langanger vergangene Woche, wie "DiePresse.com" berichtete. Auch Norwegen, das rund 25 Prozent seiner Wirtschaftsleistung durch Öl und Gas verdient, strebt nach Alternativquellen.

Öl-Fund muss bedeutend sein

"Über 15 Jahre haben wir zwar viele Ölfunde gemacht, aber fast ohne Ausnahme waren das geringe Funde", sagt Per Terje Vold von der Vereinigung der norwegischen Ölindustrie laut Finanz-Nachrichtenagentur "Bloomberg". Norwegen will daher vor der Insel Jan Mayen mit Probebohrungen beginnen. Mit einer tatsächlichen Förderung von Öl wird aber nicht vor dem Jahr 2020 gerechnet - selbst wenn Öl gefunden werden sollte.

Technische Herausforderungen und die große Entfernung des Tors zur Hölle zum Festland machen einen bedeutenden Ölfund notwendig. "Der Fund muss vermutlich größer sein als alles, was wir in den letzten 10 Jahren gesehen haben, um eine Förderung zu erwägen. Anderenfalls wären die Kosten zu hoch", sagt der norwegische Öl-Minister Terje Riis-Johansen.

"Dollarzeichen in den Augen der Politiker"

Der Optimismus ist groß. "Wir haben Indizien dafür, dass dort Öl und Gas sein kann", sagt Terje Hagevang, CEO der norwegischen Sagex Petroleum ASA: "Es mag ein Problem sein, wenn wir sehr viel Gas finden. Denn es ist schwerer dieses auf Schiffe zu bringen. Aber wir arbeiten daran".

Nicht alle sind von diesen Plänen begeistert. Tier- und Umweltschützer warnen vor den Plänen. "Die Dollarzeichen leuchten in den Augen der Politiker auf und dann wird es sehr schwer ein Seevogel auf Jan Mayen zu sein", kritisiert Ingeborg Gjaerum von der Umweltschutzgruppe "Natur og Ungdom". Auch Ingar Stenslet, Ingenieur auf der Insel, ist skeptisch. In Anspielung auf die unwirtlichen Wetterverhältnisse meint er: "Ich denke diese Leute sollten einmal ein Jahr hier verbringen, bevor sie ihre Entscheidung treffen".

(phu)

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