Jagd auf Insider-Händler: "Weckruf für die Wall Street"

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Wall Street(c) AP (Mary Altaffer)
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Der Wall Street steht ein heißer Herbst bevor. Die Affäre um Insiderhandel könnte erst der Auftakt zu einer Jagd auf Insider-Netzwerke sein. Erstmals setzen die Ermittler dabei auch auf Abhöraktionen.

Am Wochenende flogen an der New Yorker Wall einer der größten Insider-Skandale auf. Die US-Justiz verdächtigt US-Milliardär und Hedgefonds-Gründer Raj Rajaratnam sowie weitere ranghohe Finanzexperten durch Insiderwissen bis zu 25 Millionen Dollar erwirtschaftet zu haben. Rajaratnam drohen bis zu 20 Jahre Haft.

Der Fall zeigt aber zwei Dinge: Der Fall Rajaratnam könnte erst der Auftakt einer einsetzenden Jagd auf Insider-Netzwerke sein. Und: Zum ersten Mal hat ein Richter im einem mutmaßlichen Fall von Insiderhandel das Abhören von Verdächtigen erlaubt.

"Weckruf für die Wall Street"

Preet Bharara, der Staatsanwalt von Manhattan, droht Wirtschaftskriminellen ganz offen: "Das sollte ein Weckruf für die Wall Street sein". Künftig müsse sich jeder Hedgefonds-Manager, jeder Wall-Street-Händler und jeder Firmenmitarbeiter, der überhaupt nur über Insiderhandel nachdenke, eine wichtige Frage stellen: "Hören Ermittler mit?"

Der New Yorker Staatsanwaltschaft zufolge waren die Ermittler den Verdächtigen unter anderem durch Abhöraktionen auf die Schliche gekommen - eine Methode, die erstmals beim Verdacht auf Insiderhandel angewandt wurde.

Großes Zittern an der Wall Street

Eine zentrale Rolle spielt dabei das Abhören von Telefonen. Denn meist kommen Insidertipps auf Umwegen zu den Händlern, schreibt die "Süddeutsche Zeitung". Deren Nutzung ist nur dann illegal, wenn der Betreffende weiß, dass der ursprüngliche Tippgeber etwas Verbotenes getan hat. Das lässt sich am besten nachweisen, wenn man den E-Mail-Verkehr überwacht oder das Telefon anzapft.

Die Behörden rüsten sich jedenfalls für weitere Enthüllungen. Es könnte also noch ein heißer Herbst werden. Die US-Aufsichtsbehörden bereiten Anklagen gegen mehrere Insiderhandelsnetze vor. Ein große Zittern an der Wall Street steht bevor. Denn die geplanten Zugriffe richten sich gegen Wertpapier-Spezialisten wie Hedgefondsmanager, Juristen und andere Wall-Street-Insider.

Vorgehen wie gegen Mafia-Organisation

Nach Justizangaben hatte sich Rajaratnam Insiderwissen über bekannte Unternehmen wie Intel, IBM und McKinsey zunutze gemacht. Rajaratnam, dessen Vermögen auf 1,3 Milliarden Dollar geschätzt wird, steht dem Magazin "Forbes" zufolge auf Rang 559 der reichsten Menschen der Welt.

Der Fall Rajaratnam zeigt auch, dass das Vorgehen gegen Wirtschaftskriminelle eine neue Qualität erlangt hat. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wie gegen eine Mafia- oder Terrorganisation, schreibt die "Frankfurter Rundschau". Und auch die US-Börsenaufsicht SEC soll bereits seit zwei Jahren mit Hilfe einer Computer-Software elektronische Aufzeichnungen über verdächtige Handelsaufzeichnungen durchsuchen.

Insidergeschäfte bei jedem vierten Deal?

Die Ermittler könnten dabei durchaus fündig werden. Denn Studien zufolge finden bei mehr als jeder vierten Firmenübernahme im Vorfeld verdächtige Transaktionen statt.

(phu/Ag.)

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