Japan versinkt in der Schuldenfalle

Japanese yen notes are piled atop U.S. dollar bills during a photo opportunity at an office of Interb
Japanese yen notes are piled atop U.S. dollar bills during a photo opportunity at an office of Interb(c) REUTERS (Yuriko Nakao)
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Bis 2014 wird die öffentliche Verschuldung Japans 246 Prozent des BIP erreichen. Schon jetzt hat Japan fast neun Billionen Dollar Anleihen zu bedienen. Die Sparquote der Bevölkerung sinkt gleichzeitig - ein Teufelskreis.

Je unsicherer ein Land bei der Schuldentilgung gilt, desto höher ist normalerweise die Verzinsung von Staatsanleihen. Denn Investoren lassen sich ein höheres Ausfallrisiko durch bessere Rendite bezahlen. Die Kreditwürdigkeit eines Landes wiederum wird stark von dessen Verschuldung beeinflusst. Bei Japan ist das etwas traditionell etwas anders.

Nach Angaben der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich hat Japan 8960 Milliarden Dollar an Anleihenschulden, das ist mehr als die gesamte USA. Dennoch zahlt Japan für zehnjährige Anleihen nur rund 1,32 Prozent, wie die Financial Times Deutschland berichtet.

Japan konnte sich hohe Schulden leisten

Denn ein großer Teil der Anleihen wird von inländischen Fonds gehalten, die von der hohen Sparquote der privaten Haushalte profitieren. Außerdem ist Japan nach China der zweitgrößte Gläubiger der Welt. Die Netto-Vermögensposition belief sich Ende 2008 auf rund 2,5 Billionen Dollar. Der dritte Vorteil Japans ist, dass die Schulden auf Yen lauten. Folglich kann die Notenbank den Yen abwerten und so die Auslandsschulden verringern.

Alle Privilegien verblassen

Doch diese drei Sonderstellungen Japans sind nun in Gefahr. Denn erstens ist das Land durch die niedrige Geburtenrate massiv von Überalterung bedroht, was das staatliche Pensionssystem belastet. Zweitens haben vor allem Japans Senioren die große Lust am Sparen verloren. Die "Desinvestitionsrate" hat sich von 2003 bis 2006 von 1,01 auf 1,98 Prozent fast verdoppelt. Sie gibt an, inweiweit Haushalte ihr Vermögen aufbrauchen. Am anderen Ende ist die Sparquote auf drei Prozent geschrumpft, wie Yuji Horioka von der Osaka University warnt.

Und drittens hat der Yen in den vergangenen Monaten massiv an Wert gewonnen, was auch den großen japanischen Konzernen von Sony bis Suzuki zu schaffen macht.

Verschuldung größer als zwei BIPs

Der Internationale Währungsfonds schätzt, dass die öffentliche Verschuldung Japans bis zum Jahr 2014 auf 246 Prozent des BIPs anwachsen wird. Zum Vergleich: In Europa sind Länder schon mehr als nervös, wenn sie die 100 Prozent-Marke in Sichtweite haben.

Doch Schuldenabbau liegt der japanischen Regierung nicht. Zu präsent "ist die Erinnerung an Premierminister Hashimoto, dessen Steuererhöhung in den 1990er-Jahren zu einem Wirtschafts- und Parteikollaps geführt hat", wie die Ökonomen von Morgan Stanley analysieren.

(Red.)

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