Bio-Betrug: H&M, C&A und Tchibo als Opfer

H&M als Bio-Betrugsopfer
H&M als Bio-Betrugsopfer(c) EPA (LAURENT GILLIERON)
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Indische Baumwolle wurde als "bio" verkauft, obwohl sie gentechnisch behandelt wurde. Tchibo spricht von einem "Gau" für die Branche. Die Handelsketten sind um Schadensbegrenzung bemüht.

2009 wurde in großem Stil indische Baumwolle als "bio" verkauft, obwohl sie Spuren gentechnisch manipulierter Rohware enthielt, berichtet "Financial Times Deutschland". Zwei Unternehmen, die für die Zertifizierung verantwortlich sind, gaben den geernteten Fasern dennoch das Siegel "bio". Zu den Hauptabnehmern dieser falsch deklarierten Baumwolle zählen namhafte Textilketten wie H&M und C&A, aber auch Tchibo.

Tchibo spricht von "Gau"

Der Schwindel flog der Zeitung zufolge bereits vor einem Jahr in Indien auf. Für Baumwoll-Farmer ist der Einsatz von Gentechnik-Baumwolle einträglich: Dadurch werden die Ernte-Erträge kurzfristig gesteigert - zudem ist Bio-Baumwolle um bis zu 50 Prozent teurer als konventionelle.

Die Zertifizierer Ecocert (Frankreich) und Control Union (Niederlande) sowie das indische Fairtrade-Unternehmen Raj Eco Farm haben die Ware falsch ausgezeichnet - ob wissentlich oder nicht, ist unklar. Mit den Siegeln der beiden europäischen Zertifizierer deklarieren europäische Handelsketten ihre Ware als 100 Prozent bio. Tchibo hat bereits reagiert und spricht von einem "Gau". In Zukunft soll ein unabhängiges Labor die Ware zusätzlich überprüfen. C&A spricht von krimineller Handlungsweise und H&M will mit dem Zertifizierer gesprochen haben, "damit sich ein solcher Fehler nicht wiederholt".

"Bio-Kleinbauern haben das Nachsehen"

Es wurde versucht, den Betrug zu verheimlichen, um die Idee des Ökoanbaus nicht zu gefährden. Erst auf Nachfrage beim Welt-Bioverband Ifoam wurden die Vorkommnisse bestätigt. "Mit einer Skandalisierung haben die Kleinbauern, die mit 'bio' der Armutsfalle entrinnen können, das Nachsehen", zitiert die Zeitung Ifoam-Geschäftsführer Markus Arbenz.

Tatsächlich scheint es zunehmend schwierig, organisch reine Baumwolle herzustellen und zu garantieren. "Es kann sein, das Blütenstaub von Gentech-Feldern auf Biofelder getragen wird", sagt Jens Soth vom Weltbaumwollverband ICAC. "Auch an Sammelstellen kommt potenziell Gentech-Ware mit Biofasern in Berührung".

(Red.)

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