Sarkozy-Kritik an Banken: 'Karikatur der Marktwirtschaft'

Nicolas Sarkozy beim 40. Weltwirtschaftsforums in Davos.
Nicolas Sarkozy beim 40. Weltwirtschaftsforums in Davos.(c) Reuters (PHILIPPE WOJAZER)
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Frankreichs Präsident Sarkozy spricht beim Weltwirtschaftsforum in Davos von einer Krise der Globalisierung. Er kritisiert das "Währungsdumping" und will das Weltwährungssystem reformieren.

Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy hat zur Eröffnung des 40. Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos zu einer Reform des Weltwährungssystems aufgerufen. Frankreich werde dies 2011 auf die Agenda der G-8- und G-20-Präsidentschaft setzen, sagte Sarkozy am Mittwoch am Schweizer Tagungsort.

Ein neues Bretton-Woods-Abkommen sei nötig, forderte der französische Staatschef vor den Wirtschaftsführern und Politikern aus aller Welt. Sarkozy, dessen Ausführungen von einem Teil des Publikums stehend applaudiert wurden, kritisierte das Währungsdumping und sprach von einer Krise der Globalisierung. Diese sei ins Schleudern geraten in einem Moment, wo der Markt immer vorbehalt- und grenzenlos Recht habe und die Ungleichgewichte zur Triebkraft geworden seien.

Karikatur der Marktwirtschaft

Nicht der Kapitalismus sei dabei in die Krise geraten, sondern der reine Finanzkapitalismus als Abart davon. Sarkozy kritisierte zugleich die Banken, die über den Börsenspekulationen ihre hauptsächliche Aufgabe in der Volkswirtschaft vernachlässigt hätten, nämlich die Vergabe von Krediten und die Bewertung der Risiken. "Lassen Sie sich nicht in eine Karikatur der Marktwirtschaft hineindrängen, das würden die Gegner nur allzu gerne tun", rief Sarkozy abschließend der WEF-Gemeinde entgegen.

Keine Rückkehr zum alten System

Die Schweizer Bundespräsidentin Doris Leuthard forderte zuvor in ihren Grußwort Politik und Wirtschaft auf, nicht zu den Praktiken vor der Krise zurückzukehren. Eine Regulierung des Finanzsystems sei unbedingt nötig. Sie appellierte dabei insbesondere an die Bankiers, ihre Verantwortung wahrzunehmen und Strategien für nachhaltiges Wachstum zu unterstützen.

Ein Rückkehr zum alten System sei nicht möglich, betonte auch WEF-Gründer Klaus Schwab zum Auftakt. Nach der Finanzkrise 2009 ortete er im laufenden Jahr die gesellschaftliche Krise. Diese könne leicht zur Generationenkrise werden, wenn die echte Problemlösung weiter aufgeschoben werde.

Niedergang in den USA, Europa und Japan

Die Jubiläumsveranstaltung in Davos steht unter dem Motto: "Den Zustand der Welt verbessern: überdenken, umgestalten, erneuern". Rund 2500 Spitzenkräfte aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft aus über 90 Ländern nehmen daran teil. Schon vor der offiziellen Eröffnung ging es um die Risiken einer ungleichgewichtigen Erholung der Weltwirtschaft, die von dem Boom in China angetrieben und der Arbeitslosigkeit in vielen Industrieländern gebremst wird. "China allein kann nicht der einzige Motor des globalen Wirtschaftswachstums sein", warnte Nouriel Roubini, Finanzwissenschaftsprofessor an der Universität New York, der wegen der Vorhersage der aktuellen Krise bekannt wurde. In der ersten Jahreshälfte werden nach seinen Worten noch die Folgen der staatlichen Stimulierungshilfen zu spüren sein. "In der zweiten Jahreshälfte wird man einen Niedergang in den USA, Europa und Japan sehen."

(Ag.)

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