Griechenland-Krise: Das Lehman-Gespenst ist wieder da

Erinnerungen an die Lehman-Pleite am 15. September 2008 werden wach
Erinnerungen an die Lehman-Pleite am 15. September 2008 werden wach(c) AP (Mark Lennihan)
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Griechenland hat Wertpapiere im Wert von 290 Mrd. Dollar ausstehen - doppelt so viel wie Lehman Brothers im Herbst 2008, warnt ein Ökonom. Die Angst vor einem Dominoeffekt im Fall zahlungsunfähiger Griechen steigt.

Die Sorgen um die PIGS-Staaten (Portugal, Irland, Griechenland und Spanien) stehen im Fokus des Börsegeschehens. Am Ende der Vorwoche hatten die Börsen eine rasante Talfahrt hingelegt. Es herrscht Besorgnis über die ausufernden Staatsdefizite in mehreren Ländern der Euro-Zone. "Die Leute ziehen Vergleiche zwischen diesen Ländern und (den kollabierten US-Banken) Bear Stearns und Lehman Brothers. Das macht hier viele nervös", sagte Jim Mcguire von E.H. Smith Jacobs.

Die Rückkehr des Lehman-Gespensts

"Griechenland hat Wertpapiere in Höhe von 290 Milliarden Dollar ausstehen - das ist mehr als doppelt so viel wie die 140 Milliarden Dollar, mit denen Lehman im Herbst 2008 in der Kreide stand", sagt Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, laut "Spiegel Online". Und Griechenland ist unter Druck: Zwölf Milliarden Euro Schulden muss Athen bis April zurückzahlen und neue Anleihen ausgeben.

Werden also keine Investoren gefunden, stünde Griechenland vor der Zahlungsunfähigkeit. Griechische Staatsanleihen wären dann nichts mehr wert. Ein Kollaps der griechischen Staatspapiere würde eine Lawine von Abschreibungen bei den europäischen Banken lostreten: "Dann müssten europäische Banken massive Abschreibungen vornehmen. Zusätzlich dürften ihre Kreditbeziehungen zu griechischen Banken leiden", sagt Krämer.

Angst vor dem "Dominoeffekt"

Betroffen wären viele Länder. "Zwei Drittel der seit 2005 emittierten Anleihen hat das griechische Finanzministerium im Ausland abgesetzt, vor allem in den anderen Staaten der EU", führt Krämer aus.

"Schlimmstenfalls geraten die Kreditgeber Griechenlands dadurch selbst ins Wanken, so dass eine Kette fallender Dominosteine entstünde", warnt Thomas Mayer, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, laut "Spiegel Online".

Zahlungsunfähigkeit extrem gefährlich

Viele Politiker dürften ebenfalls Angst davor haben, dass ein Zahlungsausfall Griechenlands eine Kettenreaktion auslöst und die Währungsunion destabilisiert. Im eigenen Interesse sollte Europa also den Griechen helfen, empfiehlt Krämer.

Analysten der Schweizer Bank UBS sehen das ähnlich. Politisch wäre eine Zahlungsunfähigkeit Griechenlands wegen der Ansteckungsgefahr extrem gefährlich, führen sie aus. Die EU werde daher alles tun, um in naher Zukunft ein solches Szenario zu verhindern.

(Ag./Red.)

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