Volkswirtschaft: IWF hält höhere Inflation für sinnvoll

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Die Zentralbanken hätten so mehr Spielraum, glaubt Chefökonom Blanchard.

Wien (DJ/Reuters). Olivier Blanchard, Chefökonom des Internationalen Währungsfonds (IWF), hat mit seinem jüngsten Vorschlag zur Inflation eine Diskussion in Gang gesetzt: Notenbanken sollten in „normalen Zeiten“ höhere Inflationsziele anvisieren, damit sie bei finanziellen Schocks mehr Spielraum hätten. So wäre statt der üblichen zwei Prozent eine durchschnittliche Inflation von vier Prozent vorstellbar, schrieb Blanchard kürzlich in einem IWF-Arbeitspapier. Die Notenbanken wären dadurch gezwungen, höhere Leitzinsen zu setzen und könnten diese in Krisenzeiten weiter senken und so die Wirtschaft stimulieren.

Der Vorschlag erhitzt die deutschen Gemüter. „Inflation bleibt Diebstahl am kleinen Mann“, sagte Finanzstaatssekretär Steffen Kampeter (CDU). Der Vorschlag, der eine „Privatmeinung aus dem IWF“ sei, werde in der Stabilitätskultur des Euro auf keinen Widerhall stoßen. Inflation sei niemals ein Weg aus einer Krise gewesen, sondern habe stets zu Krisen geführt, so Kampeter.

Bofinger: „Eine Schnapsidee“

Scharfe Kritik kam auch vom deutschen Wirtschaftsweisen Peter Bofinger: „Es ist nicht nur eine Schnapsidee, sondern auch etwas, was überhaupt nicht in die aktuelle politische und ökonomische Konstellation passt“, so Bofinger. Die Menschen seien ohnehin verunsichert, durch solche Vorschläge würde das Misstrauen nur noch vergrößert, weshalb der Vorschlag „gefährlich“ sei.

Im Zuge der Krisenbekämpfung haben die Industrieländer hohe Schuldenberge aufgetürmt. In der deutschen Bundesregierung befürchtet man nun, dass einige der Staaten versuchen könnten, mit einer höheren Inflation ihre Schulden zu reduzieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.02.2010)

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