Eisenerz: Lieferanten setzen Stahlindustrie unter Druck

Eisenerz Lieferanten setzen Stahlindustrie
Eisenerz Lieferanten setzen Stahlindustrie(c) AP (Fabian Bimmer)
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Die Eisenerz-Riesen haben die Preise drastisch erhöht und wollen in Zukunft nur mehr kurzfristige Verträge abschließen. Bisher liefen die Kontrakte über ein Jahr.

Die mächtigen Eisenerz-Lieferanten setzen die Stahlindustrie mit deutschen Branchengrößen wie ThyssenKrupp und Salzgitter immer mehr unter Druck. Nach der brasilianischen Vale und der britisch-australischen BHP Billiton kündigte auch der Rohstoffkonzern Rio Tinto an, die Laufzeit der Verträge von einem Jahr auf drei Monate zu verkürzen.

Der Schritt spiegle die veränderten Marktbedingungen wider, erklärte das australische Unternehmen. Die Eisenerz-Riesen wollen die Preise an den drastisch gestiegenen Spotmarktpreisen orientieren. Die deutsche Gewerkschaft IG Metall und die Wirtschaftsvereinigung Stahl warnten vor einer Kostenexplosion.

Drastische Preisaufschläge

Die jüngsten Abschlüsse von Vale und BHP mit Stahlkochern in Asien hatten die Branche aufgeschreckt. Die Konzerne setzten nicht nur drastische Preisaufschläge durch, sondern läuteten auch das Ende der seit rund 40 Jahren geltenden Jahresverträge ein. Die drei Rohstoffriesen, die etwa 70 Prozent des Eisenerzhandels kontrollieren, können nun alle drei Monate an der Preisschraube drehen. Der Spotmarktpreis für den Rohstoff hat sich seit dem vergangenen Jahr mehr als verdoppelt. "Rio Tinto hat heute nichts anderes getan, als das Todesurteil für die Jahresverträge zu unterzeichnen", sagte ein Analyst.

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) warnte davor, dass die angekündigten Preissteigerungen und kürzeren Vertragslaufzeiten den Aufschwung gefährdeten. Am Freitag legte die Wirtschaftsvereinigung Stahl gemeinsam mit der IG Metall nach: "Eine Abkehr von diesem längerfristigen Preissystem hin zu kurzfristigen Preisfestsetzungen hätte starke Preisschwankungen, höhere Bezugskosten und eine geringere Planungssicherheit für die gesamte Wertschöpfungskette zur Folge." Der Branche in Deutschland drohten wegen der Forderungen der Eisenerzkonzerne Mehrkosten von jährlich über 3 Mrd. Euro.

Kostenexplosionen drohen

In der in Düsseldorf ansässigen Wirtschaftsvereinigung Stahl sind Konzerne wie ThyssenKrupp und Weltmarktführer ArcelorMittal organisiert. Die Unternehmen haben sich ebenfalls für den Erhalt der Jahresverträge ausgesprochen, stehen aber noch in Verhandlungen mit den Minenbetreibern. Nach Angaben des Gesamtbetriebsratschefs von ThyssenKrupp Steel Europe, Wilhelm Segerath, fordern diese bis zu 130 Prozent mehr für den Rohstoff. Die Kostenexplosion gefährdet nach seiner Einschätzung Zehntausende Arbeitsplätze in Deutschland.

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