Ein Trick des ukrainischen Geflügelkonzerns MHP sorgt in der EU für Aufregung

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Ein großer Konzern aus der Ukraine exportiert durch Umgehung der Importbestimmungen immer mehr billiges Hühnerfleisch nach Europa. Scharfe Kritik kommt von den Grünen.

Hühnerfleisch aus der Ukraine wurde unter Umgehung der Importbestimmungen im großen Stil in die EU exportiert. Das Fleisch stammt von MHP, dem sechstgrößten Geflügelkonzern in Europa, der in den vergangenen Jahren stark expandiert hat. Obwohl der EU-Import von Hühnerbrüsten streng begrenzt ist, kann MHP diese praktisch unbegrenzt in die EU liefern. Der Trick dahinter ist simpel, wie der „Kurier“ berichtet: Beim Zerlegen der Tiere in der Ukraine bleibt ein Knochen an den Hühnerbrüsten. Damit können die Teile als minderwertig klassifiziert werden. In MHP-Betrieben in der Slowakei und den Niederlanden wird dann der Knochen wieder entfernt.

Durch den Zwischenschritt gelten die Hühnerbrüste als EU-Produkt, das weiter in Drittstaaten exportiert werden kann. Der grüne EU-Parlamentarier Thomas Waitz übt scharfe Kritik und spricht von einer „bewussten Umgehung von EU-Regeln“.

Waitz hat gemeinsam mit der Kampagnen-Organsiation Shifting Values die Diskussion um MHP ins Rollen gebracht. Besonders ärgert ihn, dass die Expansionsbestrebungen des Konzerns auch mit Krediten der EIB (European Investment Bank) und der EBRD (European Bank for Reconstruction and Development) unterstützt wurden. "Das sind öffentliche Gelder, die dafür verwendet werden, unsere eigene Hühnerfleischproduktion durch Billigimporte kaputtzumachen", kritisiert Weitz. Er fordert daher, dass öffentliche Gelder in Zukunft vollständig an Tierwohlkriterien geknüpft werden.

MHP-Fleisch in Österreich?

Außerdem wollen die Grünen strengere Regeln für die Herkunftsbezeichnungen erreichen. Denn ob das ukrainische Fleisch auch auf österreichischen Tellern landet, ist derzeit schwer feststellen. Michael Wurzer, Vertreter der heimischen Geflügelzüchter vermutet im Gespräch mit dem „Kurier“ die Hauptmenge des Fleisches aus der Ukraine im Bereich von Gastronomie, Großküchen und Kantinen: „Da bekommt der Konsument ja gar keine Information, woher das Fleisch stammt, das er isst."

2016 hat die EU den Export aus der Ukraine vereinfacht. Zwar wurde im Gegenzug auch die Einhaltung der EU-Tierschutzrichtlinien von der Regierung verlangt, laut dem EU-Abgeordneten Waitz ist Kiew der Aufforderung bisher aber noch nicht nachgekommen. Eine erste Reaktion der EU-Kommission auf den Fall MHP gibt es schon: Brüssel will das Abkommen mit der Ukraine offenbar umschreiben – allerdings so, dass MHP in Zukunft die Hühnerbrüste legal - und ohne Tricks - exportieren kann.

Doppelmoral in der Fleischwirtschaft ist allerdings kein Unikum. Das meiste österreichische Putenfleisch wird aus Polen importiert, weil bei uns der Tierschutz strenger ist.

>>> Bericht auf „Kurier.at“

(Red.)

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