Spanien: Solarenergie-Blase droht zu platzen

(c) AP (Jens Meyer)
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Spanien kämpft derzeit an verschiedenen Fronten gegen die Wirtschaftskrise. Die Regierung muss sparen und kürzt die weltweit einmalig hohen Subventionen für erneuerbare Energien.

Madrid (Bloomberg). In Spanien droht eine Blase im Umfang von 18 Milliarden Euro zu platzen. Madrid will die großzügige Förderung für die Solarenergie und andere erneuerbare Energieträger deutlich zurückfahren. Der Schritt soll die öffentlichen Finanzen entlasten, mittelfristig für niedrigere Strompreise sorgen und das Land für die Folgen der Defizitkrise in Griechenland wappnen.

Der spanische Industrieminister Miguel Sebastián verhandelt, die Industrie reagiert verschnupft bis panisch. Der weltgrößte Solaranlagenbetreiber, Grupo T-Solar Global SA, hat seine Kapitalerhöhung hastig abgesagt. Konkurrent Solar Opportunities hat ein neues Projekt im Umfang von 130 Millionen Euro, das am Freitag vereinbart werden sollte, bis auf Weiteres verschoben. Die Betreiber, darunter der US-Konzern General Electric, können bis jetzt mit spanischen Solarstrom ungefähr das Zwölffache von dem verdienen, was sie mit Strom aus fossilen Energieträgern lukrieren. Der Löwenanteil dieser Subvention stammt aus einer Sonderabgabe, die vor allem von spanischen Stromkunden bezahlt wird.

„Die Investoren bekommen es jetzt natürlich mit der Angst zu tun“, sagt der Vorstandsvorsitzende Paul Turney von Solar Opportunities in Madrid. Genau zu dem Zeitpunkt, an dem die Investoren sich an die Branche gewöhnt haben, käme nun ein solches Glaubwürdigkeitsdefizit. Als Folge wolle bald niemand mehr in die Branche investieren.

Spanien kämpft derzeit an verschiedenen Fronten gegen die Wirtschaftskrise. Nicht zuletzt will das Land die Investoren auf dem Rentenmarkt von der Qualität seiner Staatspapiere überzeugen. Freilich kürzte die Regierung Zapatero die üppige Subvention für Neuanlagen schon 2008; bereits damals waren geplante Projekte nicht realisiert worden. Jetzt stehen aber auch die bereits zu Tausenden bestehenden Solaranlagen sowie Windkraft- und Biomassekraftwerke infrage.

Applaudieren die Investoren?

„Ich halte das für einen notwendigen Schritt“, sagt der Investmentbanker Leon Benelbas von Atlas Capital Close Brothers. Es handle sich um eine massive und unangemessene Subvention in Zeiten, in denen Spanien seine Wettbewerbsfähigkeit stärken müsse. Die Energiepreise spielten hier eine entscheidende Rolle.

Die Förderung machte Spanien zum unangefochtenen Spitzenreiter bei der Solarenergie. In den letzten Jahren kam es zu einer Art Goldrausch. 2008 wurden mehr Solarzellen verkauft als im Rest der Welt zusammen. Der Widerstand aus der Branche wird voraussichtlich gering bleiben. Der Verband der Solarindustrie will die neuerliche Kürzung der Subventionen für neue Anlagen akzeptieren.

Sollten aber bestehende Kraftwerke keine Förderung mehr erhalten, so seien Vereinbarungen mit einem Schlag unwirksam, was das Vertrauen der Investoren beschädigen könne.

„Wer geglaubt hat, es drehe sich bei der Förderung um eine Staatsgarantie, der hat seine Hausaufgaben nicht gemacht“, sagte Investmentbanker Benelbas. Die Investoren würden den Subventionsabbau durchaus zu würdigen wissen, sagte er, schließlich sorge er für niedrigere Strompreise und senke den Staatsanteil: „Es hängt doch alles zusammen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.05.2010)

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