Euro-Talfahrt: "Finanzmärkte geben Politik keine Zeit"

Euro Krise haben Zeit
Euro Krise haben Zeit(c) AP (Michael Probst)
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Der Euro fällt auf ein Vierjahrestief von 1,2237 Dollar. Der 750-Milliarden-Euro-Rettungsschirm sei nur ein erster Schritt, warnt der EZB-Chefökonom. Indes eilt der Goldpreis von Rekordhoch zu Rekordhoch.

Die europäische Gemeinschaftswährung stürzt immer weiter ab. Am Montagmorgen notierte der Euro bei einem Kurs von 1,2237 Dollar - das ist der niedrigste Stand seit April 2006. Heute am Abend wollen nun die Finanzminister der Euro-Zone über weitere Schritte beraten, um das Vertrauen in den Euro zu stärken.

"Es hat den Anschein, als würden die Finanzmärkte den Politikern in Europa nicht die Zeit geben, halbwegs in Ruhe neue Spielregeln für die Mitgliedsländer der Währungsunion aufzustellen", erklärte UniCredit-Rentenstratege Kornelius Purps. Hauptgrund für den Ausverkauf der Gemeinschaftswährung blieb die Verunsicherung über die langfristigen Folgen der europäischen Schuldenkrise. Viele Investoren befürchten, dass die rigiden Einsparungen einiger Staaten den wackligen Aufschwung innerhalb der Währungsunion abwürgen könnten.

"Wir haben Zeit gekauft, mehr nicht"

Jürgen Stark, der Chefökonom der Europäischen Zentralbank (EZB), relativiert den 750 Milliarden schweren Euro-Rettungsschirm als ersten Schritt zur Stabilisierung der Gemeinschaftswährung. "Wir haben Zeit gekauft, mehr nicht", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". "Nur wenn die Mitgliedsländer des Euro-Systems jetzt ihre Volkswirtschaften reformieren und sparen, wird die Lage sich beruhigen. Das ist das wichtigste Signal des Wochenendes. Portugal und Spanien leiten schon entsprechende Schritte ein", sagt Stark.

"Mehr und mehr wird deutlich, dass die jüngsten Notmaßnahmen zwar die kurzfristigen Refinanzierungsrisiken der Euroland-Staaten beiseite gefegt haben, die eigentliche Herkules-Aufgabe von den Regierungen aber noch zu leisten ist", hieß es in einem Marktkommentar der HSH Nordbank. "Ohne eine nachhaltige Fiskaldisziplin und eine Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit in vielen Mitgliedsländern wird die in den letzten Monaten offensichtlich gewordene Anfälligkeit der Währungsunion nicht überwunden werden können."

Auch China leidet unter schwachem Euro

Der schwächelnde Euro macht inzwischen sogar Exportweltmeister China zu schaffen, berichtet "Spiegel Online". "Der Yuan hat in den vergangenen vier Wochen um etwa 14,5 Prozent gegenüber dem Euro aufgewertet", sagte der Sprecher des Handelsministeriums, Yao Jian. Dadurch steigt der Kostendruck für die chinesischen Exporteure und beeinträchtigt Chinas Ausfuhren nach Europa. Ein Euro kostete am Montag 8,3815 Yuan. Er war damit so billig wie zuletzt Ende 2002.

Indes hat der Goldpreis angesichts der Sorge der Anleger wegen der Schuldenkrise in Euro ein neues Rekordhoch erreicht. Im frühen Handel am Montag kletterte der Goldpreis an der Rohstoffbörse in London zeitweise auf 1012,81 Euro je Feinunze (etwa 31 Gramm) und stand damit so hoch wie noch nie. In Dollar gerechnet legte der Goldpreis ebenfalls deutlich zu. In der Spitze sprang der Preis für die Feinunze auf 1242,10 Dollar (994,3 Euro) und lag damit nur knapp unter dem Rekordhoch bei 1248,45 Dollar vom vergangenen Freitag.

Goldnachfrage ist kaum zu decken

Viele Finanzexperten gehen davon aus, dass der Goldpreis noch weiter steigen könnte. Die Nachfrage ist groß, Händler in Deutschland sprechen von Panik-Käufen. Auch in Österreich wurde in den letzten beiden Wochen mehr Gold gekauft, als im gesamten ersten Quartal dieses Jahres, zitiert das "Ö1 Morgenjournal" die Münze Österreich. Demnach wollen vor allem Privatpersonen derzeit vermehrt Gold kaufen. Das treibe den Kurs weiter nach oben und führe auch schon zu Wartezeiten, weil die Nachfrage kaum gedeckt werden kann.

(Red.)

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