Schulden: Norwegen kauft griechische Anleihen

Schulden Norwegen kauft griechische
Schulden Norwegen kauft griechische(c) AP (THANASSIS STAVRAKIS)
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Brisant ist die Investition Norwegens deswegen, weil die Emittenten der Anleihen zu den sogenannten PIGS-Staaten zählen und hoch verschuldet sind. Experten warnen vor einem Zahlungsausfall Griechenlands.

Wien (Bloomberg/red.). Der rund 355 Mrd. Euro schwere staatliche Pensionsfonds Norwegens hat, wie nun bekannt wurde, bereits vor längerer Zeit seine Anteile an griechischen, spanischen, italienischen und portugiesischen Staatsanleihen erhöht. Um wie viel ist allerdings unklar. Im zweiten Quartal war der größte Teil der staatlichen Anleihen in den Büchern des Fonds mit der Bestnote AAA bewertet.

Brisant ist die Investition Norwegens deswegen, weil die Emittenten der Anleihen zu den sogenannten PIGS-Staaten zählen und hoch verschuldet sind. Harvinder Sian von der Royal Bank of Scotland sagt: „Norwegen ist der Auffassung, dass ein Zahlungsausfall Griechenlands nicht eintreten wird. Der Konsens auf dem Markt ist aber ein anderer. Nämlich der, dass es irgendwann zu einer Umschuldung oder zu einem Zahlungsausfall kommen wird.“ Ähnlich sieht das auch Pimco, die den weltgrößten Anleihefonds verwaltet.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Mitglieder der Eurozone haben im heurigen Frühjahr ein 110 Mrd. Euro schweres Rettungspaket geschnürt, um Griechenland vor der Pleite zu bewahren.

Hohe Renditen, aber unsicher

Yngve Slyngstad, der Chef des Pensionsfonds, erklärt: „Selbst wenn die Situation schwierig bleiben wird, werden die Anleger durch die Renditen entschädigt.“ Je höher die Rendite einer Anleihe, desto risikobehafteter ist sie. Die Renditen von zehnjährigen griechischen Staatsanleihen liegen derzeit um mehr als 9,5 Prozentpunkte über den Renditen deutscher Anleihen. Letztere werden in Europa als Benchmark betrachtet. Die Zinsen der deutschen Anleihen sind zwar niedrig, ein Zahlungsausfall des Staates ist dafür aber praktisch ausgeschlossen.

Der griechische Finanzminister Giorgos Papakonstantinou ist jedoch ohnehin der Ansicht, dass die Staatsanleihen seines Landes „nichts mehr sind, das man fürchtet“. Am Freitag wurde zudem noch bekannt, dass Griechenland sein Budgetdefizit im Zeitraum Jänner bis August um 32,2 Prozent auf 14,49 Mrd. Euro reduzieren konnte. Das ist zwar mehr als geplant. Ungewiss ist aber, ob der Staat seine Zielvorgabe für das Gesamtjahr wird einhalten können.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.09.2010)

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