Vatikanbank vor Verhör: "Haben nichts zu verheimlichen"

Papst Benedict XVI und IOR-Chef Tedeschi
Papst Benedict XVI und IOR-Chef Tedeschi(c) AP ()
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Bei der Hausbank der römisch-katholischen Kirche wurden 23 Millionen Euro eingefroren. Schon in der Vergangenheit gab es unsaubere Geschäfte. Nun geht es um Geldwäsche.

Der Präsident der Kirchenbank IOR Ettore Gotti Tedeschi wird voraussichtlich noch diese Woche von den römischen Staatsanwälten vernommen, die wegen Geldwäsche-Verdachts ermitteln. Nach Angaben der römischen Tageszeitung "Il Messaggero" wird Staatsanwalt Nello Rossi voraussichtlich am Donnerstag den Banker befragen, der weiterhin jeglichen Vorwurf zurückweist. "Wir haben nichts zu verheimlichen", sagte Gotti Tedeschi.

Die Staatsanwaltschaft von Rom hat Ermittlungen gegen Tedeschi und den Generalsekretär der Bank, Paolo Cipriani, eingeleitet und wirft ihnen einen Verstoß gegen die europäischen Gesetze gegen Geldwäsche vor. Justizkreisen zufolge haben die Ermittler in dem Zusammenhang 23 Millionen Euro von Konten der Bank eingefroren. Die Vatikanbank ist die Hausbank der römisch-katholischen Kirche und zahlreicher religiöser Institutionen, darunter auch Wohlfahrtsverbände.

Papst vertraut Bank

Am Sonntag hatte der Papst nach dem Angelus-Gebet den Banker und seine Frau begrüßt. Dies gelte als Signal des vollen Vertrauens Benedikts XVI. in den Banker, der seit einem Jahr die Vatikanbank leitet, berichteten italienische Medien.

Laut Presseindiskretionen überlegt der Heilige Stuhl eine tiefgreifende Neuorganisation des vatikanischen Finanzsystems. Benedikt XVI. plant Gerüchten zufolge eine große Finanzreform, die in einem päpstlichen Erlass ("Motu proprio") verankert werden soll. Alle Finanzinstitutionen des Vatikans sollen unter Kontrolle der Güterverwaltung des Heiligen Stuhls (APSA) gestellt werden. Auch die IOR-Bank und die Kongregation "Propaganda Fide", die das riesige Immobilienimperium des Vatikan verwaltet, sollen unter APSA-Aufsicht kommen. Die IOR-Bank soll in ein moderneres Geldhaus umgewandelt werden. Anonyme Konten werde man bei der Bank nicht mehr eröffnen können.

Unsaubere Finanzgeschäfte

Mehr als einmal waren in der Vergangenheit unsaubere Finanzgeschäfte der IOR in die Schlagzeilen geraten. Die Bank war nach der Verwicklung in den Bankenkrach von 1981 unter ihrem damaligen Präsidenten Erzbischof Paul Marcinkus umstrukturiert worden. Nach 20 Jahren ist es vor einem Jahr an der Spitze der IOR zu einem Führungswechsel gekommen. Der italienische Bankier Ettore Gotti Tedeschi übernahm die Führung der Bank anstelle eines Geistlichen.

(APA)

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