Spenden: Die Milliardäre zieren sich

Spenden Milliardaere zieren sich
Spenden Milliardaere zieren sich(c) REUTERS (ROBERT GALBRAITH)
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Bislang sind 57 Reiche dem von Warren Buffett ins Leben gerufenen „Klub der Geber“ beigetreten. Doch so richtig will die Sache nicht ins Laufen kommen. Wohin das Geld fließen soll, ist nur schwammig definiert.

Wien. Der Aufruhr war enorm, als die zwei reichsten US-Amerikaner im Sommer einen Klub der besonderen Art gründeten. Möglichst viele Milliardäre sollten zumindest die Hälfte ihres Vermögens spenden, dachten sich Warren Buffett und Bill Gates. 41 Superreiche waren schnell dafür zu haben. Sie unterschrieben das „Gelöbnis zum Geben“ und wurden Mitglied im exquisiten Klub der reichen Spender.

Von dem Schnellstart angetrieben, streckten die prominenten Wirtschaftstreibenden ihre Fühler in Richtung weiterer Milliardäre in den USA, Europa, China und Indien aus. Der Erfolg ist überschaubar. Zwar verlauteten Donnerstag 16 Wohlhabende, dem Bündnis beizutreten – unter ihnen Facebook-Gründer Mark Zuckerberg und Finanzmogul Carl Icahn. Doch so richtig will die Sache nicht ins Laufen kommen. Schließlich haben Buffett und Gates hunderte Milliardäre kontaktiert, und von vielen einen Korb kassiert.

Carlos Slim: „Das bringt nichts“

Der prominenteste Verweigerer ist Carlos Slim, mit einem Vermögen von 54 Mrd. Dollar der reichste Mann der Welt. „Das bringt doch nichts“, ließ der Mexikaner seinen US-Milliardärskollegen ausrichten. Anstatt ihr Vermögen zu spenden, wäre es sinnvoller, Wissen zu nützen, um damit Wirtschaftszweige in Entwicklungsländern aufzubauen. Ein gern zitiertes Beispiel des 70-Jährigen: Würde Bill Gates seine Milliarden nicht spenden, sondern in afrikanische Microsoft-Töchter stecken, könnte das das mehr Jobs und mehr Wohlstand schaffen. „Billionen Dollar wurden in den vergangenen 50 Jahren in Entwicklungshilfe gesteckt. Geholfen hat es gar nichts“, glaubt Slim.

Tatsächlich hat die Spendenfreude im Zug der Wirtschaftskrise nachgelassen. Die US-Amerikaner führten im vergangenen Jahr der Organisation „Giving Foundation“ zufolge 304 Mrd. Dollar wohltätigen Zwecken zu, um vier Prozent weniger als im Jahr zuvor. Für die EU gibt es keine genauen Daten, weil viele Europäer geheim spenden. Sie scheuen das Licht der Öffentlichkeit. Nicht zuletzt deshalb kommen Buffett und Gates mit ihrem Spendenaufruf nicht an.

Einer, den die beiden Amerikaner gefragt haben, ist Hamburgs Reeder Peter Krämer. „Das ist nur ein Transfer von der Staatsgewalt hin zum Milliardärsgusto. Wer legitimiert diese Menschen zu entscheiden, wohin die Beträge fließen sollen?“, sagte er zum Magazin „Der Spiegel“. Ebenso wie sämtliche asiatische Milliardäre gab er dem „Gelöbnis zum Geben“ zumindest vorläufig einen Korb.

„Die Leute sind nett zu uns, aber zurückhaltend, weil es eine wichtige Entscheidung ist“, umschreibt Gates das Schauspiel. Allerdings kritisieren Wohltätigkeitsorganisationen, dass die Entscheidung so wichtig gar nicht sei. Denn mit der Unterzeichnung des „Giving Pledge“ gehen die Milliardäre keinerlei juristische Verpflichtung ein. Auch der Zeitpunkt des Gebens ist selbst gewählt, kann also auch weit in der Zukunft liegen.

Facebook-Spender nicht liquid

Der 26-jährige Zuckerberg hat noch nicht veröffentlicht, wer der Empfänger seiner Spende sein soll. Kürzlich ließ er dem Schulsystem des Bundesstaates New Jersey 100 Mio. Dollar zukommen. Über den Rest seiner 6,9 Mrd. Dollar will er erst entscheiden. Doch kann der Unternehmer über sein Vermögen kurzfristig nur schwer verfügen. Es besteht fast ausschließlich aus Anteilen an der Plattform Facebook, die nicht an der Börse notiert. „Es gibt viel zu tun, wir müssen jetzt beginnen“, verkündete Zuckerberg, nachdem er das „Gelöbnis zum Geben“ unterzeichnet hatte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.12.2010)

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