Experte: US-Wirtschaft erholt sich erst 2015 nachhaltig

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To match Special Report USA-ECONOMY/(c) Reuters (Rebecca Cook)
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Die USA werden in den nächsten fünf Jahren "weder Lokomotive noch Totengräber" der Weltkonjunktur sein, sagt der österrechische US-Handelsdelegierte Christian Kesberg.

Die Wirtschaft der USA ist auf dem Weg der Besserung, eine nachhaltige Erholung dürfte aber noch Jahre auf sich warten lassen. "Sie siechen nicht so schlimm, wie das oft dargestellt wird, aber relativ lang - es wird noch fünf Jahre dauern, bis wir eine markante Erholung, das heißt ein Wirtschaftswachstum über 3 Prozent, sehen werden", sagte der US-Handelsdelegierte in New York der Außenwirtschaftsorganisation in der Wirtschaftskammer Österreich, Christian Kesberg am Montag.

"Weder Lokomotive noch Totengräber"

Österreichs Exporte stiegen aber bereits heuer wieder deutlich. Nachdem die heimischen Lieferungen dorthin zwischen 2006 und 2008 um ein Drittel eingebrochen waren und 2009 um 22,4 Prozent weiter zurückgingen, legten sie 2010 wieder kräftig zu. Zum Halbjahr 2010 lagen die Exporte wieder bei plus 11,9 Prozent, nach den ersten drei Quartalen bereits bei plus 18,5 Prozent. Die Wirtschaftskammer Österreich ist mit drei Außenhandelsstellen und 20 Mitarbeitern auf dem US-Markt vertreten. Derzeit gibt es dort rund 500 Niederlassungen österreichischer Unternehmen.

Die Angst vor einer Double-Dip-Rezession sei vorüber. Doch für die nächsten fünf Jahre werde die USA "weder Lokomotive noch Totengräber" der Weltkonjunktur sein. Grund dafür sind zwei Strukturprobleme, die derzeit durch die Stimulus-Politik überbrückt werden. Die Haushalte sind massiv überschuldet, gleichzeitig ist die Arbeitslosigkeit mit 9,6 Prozent sehr hoch. "Ein Viertel der Home-Owners haben ein negatives Equity, das heißt sie haben mehr Schulden als ihr Haus wert ist", so Kesberg. Andere wiederum hätten Kreditkartenschulden.

Schwache Konsumnachfrage

Die relativ schwache, das heißt nicht so stark wie sonst wachsende, Konsumnachfrage - sie halbierte sich von 2 auf 0,8 bis 1,2 Prozent - "führt zu einem Rattenschwanz an Folgen": Die Firmen investieren weniger, es gibt weniger Jobs und damit wieder steigende Arbeitslosigkeit, skizzierte der Handelsdelegierte den aktuellen Teufelskreis.

Nach einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 2,6 Prozent im Vorjahr, weise das Land heuer ein Wachstum von 2,5 Prozent aus, das sich allerdings aktuellen Prognosen zufolge 2011 auf ein Plus von 1,7 Prozent deutlich abflachen soll. Grund dafür ist unter anderem die weiterhin schwache Konsumnachfrage infolge der besorgniserregend hohen Arbeitslosigkeit.

Erholung "nachhaltig, aber sehr langsam"

Für 2012 steht aus heutiger Sicht ein BIP-Anstieg von 2 Prozent ins Haus, für 2013 bis 2015 dann ein Plus von 2,3 bis 2,4 Prozent. "Das ist zu wenig, um die Arbeitslosigkeit schnell in den Griff zu bekommen", so Kesberg. Die Erholung sei "nachhaltig, aber sehr langsam". Es droht seiner Ansicht nach keine zweite Rezession. Bei einem Bevölkerungswachstum von 1,8 Prozent müsse der Kuchen aber um mindestens 3 Prozent wachsen, "damit für den einzelnen Kuchenesser mehr rausschaut".

Kesberg unterstrich die Wichtigkeit der USA: "Dort entstehen 25 Prozent des BIP der Weltwirtschaft, 40 Prozent der Milliardäre leben dort und 20 Prozent von allem, was auf der Welt produziert wird, stammt aus Amerika." Zudem seien die USA das am meisten durch Auslandsinvestitionen vernetzte Land der Welt mit einem gesunden Bevölkerungswachstum - sowohl durch Immigration als auch durch die Fruchtbarkeit der eigenen Bürger. "Der klassische Amerikaner hat zwei bis drei Kinder."

USA stecken in einer "Umbruchphase"

"Ich glaube, dass das größte, mächtigste und wirtschaftlich erfolgreichste Land in einer Umbruchphase steckt. Gleichzeitig glaube ich, dass es in seiner Substanz kräftig genug ist, das zu überleben." Ein großer Wert der Amerikaner sei auch die "generell immer positive Grundstimmung".

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