Nespresso kämpft gegen die Nachahmer seiner Kapseln

(c) Clemens Fabry
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Noch bis 2012 schützen Patente die Produkte des Schweizer Herstellers – mehrere Firmen gehen jetzt schon in Stellung. Nespresso ist es gelungen, den Markt für portionierte Kaffees aufzurollen.

Wien/Mar. Mit Kaffeewerbung wird George Clooney in Österreich inzwischen häufiger assoziiert als mit seinen Filmen aus Hollywood. „Nespresso. What else?“, fragt der Schauspieler und meint damit ein Produkt, mit dem Nespresso seit Jahren den Markt für portionierten Kaffee aufrollt: Kaffeekapseln. Der Schweizer Hersteller hat sich damit zum am schnellsten wachsenden Bereich des weltgrößten Nahrungsmittelherstellers Nestlé gemausert, die Umsätze legen seit 2000 jedes Jahr durchschnittlich um 30 Prozent zu. Allein im ersten Halbjahr 2010 setzte Nespresso 2,4 Mrd. Euro um. Zu den Gewinnen schweigt sich der Konzern aus, Schätzungen zufolge liegt die Umsatzrendite bei 80 Prozent.

Nespresso ist es gelungen, den Markt für portionierte Kaffees aufzurollen. Das Konzept: preiswerte Kaffeemaschinen, in die ausschließlich Nespresso-Kapseln passen. Bei 35 Cent pro Kapsel ergibt das einen Preis von rund 70 Euro pro Kilo Kaffee, wobei Nespresso direkt an Endverbraucher verkauft und so den klassischen Einzelhandel ausklammert. Das weckt nicht nur im Handel Begehrlichkeiten, sondern auch bei der eigentlichen Konkurrenz: Immer häufiger muss sich Nespresso gegen Angriffe von Mitbewerbern verteidigen. Noch schützt Nespresso ein Regelwerk von 1700 Patenten, doch ein Großteil dieser Patente läuft 2012 aus; spätestens dann dürfte es zu einem Umschwung auf dem Markt für portionierten Kaffee kommen.

Trotzdem drängen bereits jetzt Firmen mit kompatiblen Kapseln auf den Markt, etwa in Frankreich der US-Großkonzern Sara Lee oder die vom ehemaligen Nespresso-Chef Jean-Paul Gaillard gegründete Firma Ethical Coffee Company.

Etappensieg in der Schweiz

Zunächst aber konnte Nespresso diese Woche auf dem Heimatmarkt einen Etappensieg verbuchen. Der Schweizer Diskonter Denner setzte ab Mitte Dezember offenbar auf Konfrontation: Unter dem Slogan „Denner – was susch? Kompatibel zu Ihrer Nespresso-Maschine“ verkaufte die Tochter des Handelskonzerns Migros Kapseln um die Hälfte des Nespresso-Preises. Der Erfolg war enorm, bis das Handelsgericht in St.Gallen am Dienstag den Vertrieb „mit sofortiger Wirkung“ untersagte. Denner zeigt sich zuversichtlich und kündigt Widerstand an: Man habe vor der Lancierung des Produkts die Rechtslage abgeklärt.

Auch auf seinem größten Markt in Frankreich kämpft Nespresso derzeit vor Gericht gegen Sara Lee und Ethical Coffee, die seit dem Frühjahr mit kompatiblen Kapseln auf dem Markt sind. Ethical-Coffee-Chef Gaillard hat trotzdem angekündigt, heuer die Produktion zu verdoppeln und auf den deutschen Markt vorzustoßen. Er behauptet, eine Lücke im einst von ihm selbst entwickelten System gefunden zu haben, die ihn gegen Plagiatsvorwürfe unangreifbar mache. Dazu verweist Gaillard auf einen weiteren Trumpf: Seine Kapseln sind nicht nur deutlich billiger als die Markenkonkurrenz, sondern auch ökologischer. Statt des energieintensiven Aluminiums bestehen sie aus kompostierbarem Material.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.01.2011)

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