Spionage bei Apple und Dell – für Hedgefonds

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Investoren sollen Insider für Informationen bezahlt haben. Insgesamt sollen die Informanten 400.000 Dollar kassiert haben. Die Tipps sind Millionen Dollar wert. Die US-Börsenaufsicht hat sich nun eingeschaltet.

Wien/Ag/Mar. Der Schaden aus systematischer Industriespionage, hinter der meist staatliche Geheimdienste stehen, nimmt stark zu. Daneben rückt aktuell ein weiteres Phänomen in den Fokus: Die illegale Weitergabe von Informationen an Anleger. Konkrete Beispiele liefern derzeit die Konzerne Apple, Dell oder AMD.

Getarnt als Marktforschung

Mitte Dezember klagte die New Yorker Staatsanwaltschaft einen 39-jährigen Mitarbeiter des Apple-Zulieferers Flextronics sowie Mitarbeiter des Computerbauers Dell und der Halbleiterkonzerne AMD und TSMC an. Zwei Berater, James Fleishman und Winifred Jiau, sollen die Männer mit Investoren zusammengebracht haben. Offizieller Anlass: Marktforschung. „Das war keine Marktforschung“, sagt heute die leitende FBI-Beamtin Janice Fedarcyk. „Was die Angeklagten getan haben, war Beschaffung und Verkauf von Insiderinformationen.“ Die Rede ist von einer „regelrechten Verschwörung.“

Im Falle von Apple sollen die beteiligten Hedgefonds-Manager schon im Oktober 2009 gewusst haben, dass das neue Gerät iPhone eine zweite Kamera für Videotelefonate bekommen sollte, und dass Apple zudem eine Art Lesegerät entwickelte – den später außerordentlich erfolgreichen Tabletcomputer iPad. Wie wertvoll diese Informationen gewesen sind, ist nicht schwer auszurechnen. Zum Zeitpunkt der Gespräche kostete die Aktie von Apple etwa 180Dollar. Heute notiert sie bei 343Dollar.

Börsenaufsicht schaltet sich ein

Der Tippgeber soll dafür 22.000 Dollar bekommen haben, insgesamt sollen die Informanten von Apple, Dell, AMD und TSMC 400.000 Dollar kassiert haben. Später hätten sich die Investoren über einen Gewinn von fast sechs Mio. Dollar freuen können, berichtet die US-Börsenaufsicht SEC. Diese hat sich jetzt in die Ermittlungen eingeschaltet und Klage gegen sechs Beteiligte des „Expertennetzwerks“ erhoben. SEC-Chefermittler Robert Khuzami fordert Strafen und ein Berufsverbot. Allerdings ist etwa der Berater James Fleishman gegen Zahlung einer Kaution inzwischen wieder auf freiem Fuß.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.02.2011)

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