Agrarkommissar schlägt Krisentopf für Bauern vor

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Bauern sollen die guten Zeiten nützen, um sich gegen schwankende Preise abzusichern. Er schlägt eine Art Versicherung für Bauern vor, einen Fonds, in den die Landwirte in guten Jahren einzahlen können.

Wien/Hie. Bauern, könnte man meinen, sind nie zufrieden: Sind die Preise niedrig, wird ebenso gemurrt wie zu Spitzenzeiten. Gerade befinden sich die Preise für Agrarrohstoffe wieder im Anstieg. Das Problem, so EU-Landwirtschaftskommissar Dacian Ciolos, sei die Volatilität, also Schwankungen der Preise, sagte er am gestrigen Montag auf der Wintertagung des Ökosozialen Forums in Wien. Damit müsse man umgehen lernen: „Wenn der Produzent keine Stabilität hat, wird er aufhören, Landwirt zu sein.“

Er schlägt eine Art Versicherung für Bauern vor: einen Fonds, in den die Landwirte in guten Jahren einzahlen und aus dem sie dann in schlechten Jahren schöpfen können. Auch ein öffentlicher Beitrag sei vorstellbar, so Ciolos.

Details dazu gibt es noch keine – denn die Verhandlungen über das künftige Agrarbudget und die Struktur der Gemeinsamen Agrarpolitik sind derzeit in vollem Gange. Jedes Jahr fließen rund 55 Mrd. Euro Steuergeld in die EU-Landwirtschaft, davon sind mehr als zwei Drittel Direktzahlungen. Mit dem kommenden EU-Budget wird auch dieser Posten ab 2014 neu verteilt.

Die Kommission hat ihren Diskussionsvorschlag im November vorgelegt: Eine Reduktion der Direktzahlungen ist nun genauso im Gespräch wie eine stärkere Koppelung der Förderungen an Umweltleistungen. Außerdem könnten die älteren EU-Mitglieder im Westen zugunsten der Neuzugänge aus dem Osten Federn lassen. Auf jeden Fall müsse für den Steuerzahler ersichtlich sein, wofür die Bauern das Geld bekommen: „Wir müssen erklären, warum wir dieses Budget wollen. Deshalb müssen wir die Zahlungen an klar ersichtliche Kriterien knüpfen“, sagt Ciolos.

Hunger ist die „bitterste“ Folge

Für Franz Fischler, Ex-Agrarkommissar und Präsident des Ökosozialen Forums, ist die „bitterste Konsequenz“ der steigenden Preise die „wachsende Zahl an hungernden Menschen. Umso dringlicher ist es, den Welthunger zu bekämpfen“, so Fischler, der auch Kandidat für den Chefposten der Welternährungsorganisation FAO ist.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.02.2011)

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