Autoindustrie: Skoda muss "schlechter" werden

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Die tschechische Marke ist nicht nur in Österreich beliebt und zu erfolgreich, meint Konzernmutter VW. Winfried Vahland soll Skoda neu ausrichten. Seinen tschechischen Standorten will der Konzern treu bleiben.

Wien. Im Vergleich zu anderen Töchtern von Volkswagen ist Skoda kaum so glamourös wie Bugatti oder Lamborghini, lange nicht so nobel wie Bentley und weckt auch weit weniger Begehrlichkeiten als Audi. Skoda, selbst 1895 als Nobelmarke gegründet, ist eine der ältesten Automarken der Welt – doch der Bereich, in dem sie heute zu Hause ist, ist der breite Markt. In Österreich zum Beispiel gehören die Modelle Fabia und Octavia seit Jahren zu den zehn meistgekauften Fahrzeugen. Auf dem österreichischen Markt gelang dem tschechischen Hersteller 2010 das bisher beste Jahr, mit einem Marktanteil von knapp sechs Prozent war Skoda unter den fünf absatzstärksten Autobauern.

„Wir bieten ausgereifte, zuverlässige Technik nach dem Motto: Weniger ist mehr“, erklärt Skoda-Chef Winfried Vahland bei einem Hintergrundgespräch am Mittwoch in Wien. Und gibt dann unumwunden zu: „Skoda ist innerhalb des Konzerns nicht der Innovationsführer. Unsere Kunden erwarten nicht, was möglich ist, sondern das, was sinnvoll ist.“ Hinter diesen Worten lässt sich eine neue Strategie von Skoda erkennen. Vahland, zuvor fünf Jahre Chef von VW China, wechselte vergangenen Herbst auf den Chefsessel von Skoda. Sein Auftrag gilt in der Branche als ausgemacht: Skoda billiger zu machen und deutlicher unterhalb von VW zu positionieren.

Die Marke ist einer der Renditebringer des deutschen Autobauers, der sich anschickt, Nummer eins der Welt zu werden. 1991 übernahmen die Wolfsburger die Ostblockmarke und verhalfen ihr schnell zu neuem Glanz. Doch zuletzt sah es so aus, als wachse ihnen die Beliebtheit der genügsamen Tochter über den Kopf. „Ich gönne ihnen den Erfolg, aber wir können uns nicht selbst schwächen“, meinte im September VW-Chef Martin Winterkorn. Die Kannibalisierungseffekte seien gering, sagt dagegen Vahland. Auch gebe es keine neue Billigstrategie: „Skoda wird nicht billig, sondern preiswert.“ Allerdings gesteht der Manager, beim Mittelklassemodell Superb „sind wir in vielen Punkten übers Ziel hinausgeschossen“.

Also will Skoda auf dem Genfer Autosalon im März ein neues Logo vorstellen und den Markt mit einer regelrechten Modellflut angreifen: „Ab 2012 werden wir jedes halbe Jahr eine neue Erscheinung herausbringen“, so Vahland. Ehrgeizig sind auch Absatzziele für die nächsten zehn Jahre: Weltweit „mindestens eine Verdoppelung“ auf 1,5 Mio. Fahrzeuge. In Österreich will Skoda seinen Marktanteil auf acht Prozent erhöhen und unter die ersten drei aufsteigen. Der Fokus liegt jedoch künftig nicht mehr in Westeuropa, sondern in Wachstumsmärkten wie China, Russland oder Indien. Neben dem Produktionsausbau in Schwellenländern sei jedoch keine Verlagerung weg von Tschechien geplant, es gebe „keine solche Spielereien wie bei einigen Italienern“, so Vahland mit einem Seitenhieb auf Fiat. Allerdings sei die erstarkende tschechische Krone ein ernster Nachteil für den Hersteller.

Erreicht Vahland die Ziele und und setzt Skodas neue Linie um, könnten höhere Weihen warten: Der 53-Jährige wird als einer der wenigen möglichen Nachfolger von VW-Chef Winterkorn gehandelt.

Umsatzplus bei der Porsche Holding

Den Großhandel von Skoda übernimmt in Österreich Intercar Austria. Dessen Unternehmensmutter, die Salzburger Porsche Holding, verzeichnet nach einem Dämpfer im Vorjahr für 2010 wieder ein Umsatzplus von 4,5 Prozent auf 12,78 Mrd. Euro. Die stärksten Zuwächse gab es in China und Osteuropa, wo die Holding gegen den Markttrend um 8,2 Prozent zulegen konnte. In Österreich erzielte die Gruppe einen Rekordumsatz von 4,73 Mrd. Euro. In Westeuropa gab es ein leichtes Minus auf 4,4 Mrd. Euro.

Auf einen Blick

Skoda will in den nächsten zehn Jahren seinen weltweiten Absatz auf 1,5 Mio. Fahrzeuge verdoppeln und in Österreich zur Nummer drei aufsteigen. „Eine Positionierung klar unterhalb von VW“ lautet die Vorgabe des neuen Konzernchefs Winfried Vahland – weil Konzernmutter VW zuletzt verstärkt Kannibalisierungseffekte befürchtete.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.02.2011)

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