OMV-Chef: Konzern bleibt natürlich in Libyen

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OMV(c) EPA (Robert Jaeger)
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Das Geld geht nicht an den "Gaddafi-Clan". Die Ölförderung ist derzeit sehr eingeschränkt. Die OMV plant "keine Änderungen" in arabischen Staaten.

Trotz der kritischen Lage in Libyen will sich der österreichische Ölkonzern OMV nicht von seinem Engagement im krisengeschüttelten nordafrikanischen Land verabschieden. "Wir haben derzeit nicht vor, dort nicht präsent zu sein", sagte OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer am Mittwoch in einem Interview. Im übrigen überweise man kein Geld an den "Gaddafi-Clan", hielt Ruttenstorfer der Kritik der Grünen entgegen, "unser Geschäftspartner war immer die National Oil Company (NOC)". Mit der NOC sei der Kontakt auf Arbeitsebene trotz Krise unverändert. Die Grünen hatten verlangt, die OMV möge ihr Libyen-Business temporär einfrieren.

Entgangener Gewinn gering

Freilich sei die Ölproduktion in Libyen derzeit eingeschränkt, sagte Ruttenstorfer - um wie viel genau könne er mangeln exakter Daten nicht sagen. Insgesamt werde geschätzt, dass sich die Förderung des Landes von früher 1,5 Millionen Fass täglich halbiert habe. Die OMV selbst hatte im Vorjahr im Schnitt täglich 33.000 Barrel Öl aus Libyen bezogen, gut ein Zehntel der Gesamtförderung des Konzerns, aber über ein Fünftel des in der Raffinerie Schwechat verarbeiteten Volumens.

Für die OMV falle in Libyen derzeit nur der Gewinn aus der Förderung weg, so Ruttenstorfer heute. Wieweit das auf die Bilanz durchschlägt, lasse sich noch nicht abschätzen, die Größenordnung sei aber gering.

In anderen arabischen Ländern gebe es wegen der politischen Situation in der Region keine Änderungen. In Tunesien etwa, wo die OMV erst kürzlich für rund 600 Millionen Euro das lokale Exploration & Production-Geschäft von Pioneer Natural Resources erworben hat, seien die Pläne unverändert. Auch die Arbeiten zur dort im Land geplanten Pipeline würden weitergehen. Im Jemen gebe es ebenfalls "keine Änderung, die Operation dort kann fortgeführt werden", "aber natürlich sehen wir die Risken", betonte der OMV-Chef.

OMV sieht Nahostregion als Zukunftsmarkt

Ruttenstorfer wünscht sich für die gesamte Region einen "Demokratisierungs-Prozess" und hält "Rufe nach einem Marshall-Plan" für "vernünftig". Wenn die Unruhen in den betroffenen Ländern "in einem Demokratisierungs-Prozess münden, sehen wir das besser. Europa tut sich leichter mit Demokratien", meinte der OMV-Chef. "Wenn sich einmal der Staub gesetzt hat, wird Europa in der Region mehr investieren müssen", ist Ruttenstorfer überzeugt.

Für die OMV sei wichtig, dass in den Ländern, in denen sie tätig ist, beispielsweise die Menschenrechte eingehalten werden, es keine Korruption und keine Diskriminierungen gibt. In Libyen seien die OMV-Mitarbeiter - insgesamt 53, davon 15 Expatriats, der Rest inländische - nie in Gefahr gewesen, es habe keine Zwischenfälle gegeben.

(APA)

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