Jagd auf Seltene Erden: "Afrika wird Ziel Nummer eins"

Jagd nach seltenen Erden
Jagd nach seltenen Erden(c) Reuters (David Gray)
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97 Prozent der von der Industrie heiß begehrten Metalle kommen aus China. Doch auch am Hoffnungsmarkt Afrika dürfte kein Weg an China vorbeiführen.

Ob iPhone, Hybrid-Auto, Windturbine oder Rakete - praktisch alle High-Tech-Produkte kommen nicht mehr ohne so genannte seltene Erden aus. Der Markt für diese 17 von der Industrie heiß begehrten Metalle befindet sich derzeit aber im Würgegriff Chinas. Dies wurde den Industriestaaten erst letztes Jahr schlagartig bewusst: Der Fast-Monopolist meldete plötzlich Eigenbedarf an und wollte die Rohstoffe nicht mehr so freigiebig teilen wie zuvor. Deshalb führte China Ausfuhrbeschränkungen ein.

Den Schlüssel zur Befreiung aus der chinesischen Umklammerung vermuten viele Experten in Afrika: Dort dürften die größten Vorkommen der begehrten Metalle außerhalb Chinas zu finden sein. Eine reiche Belohnung winkt also jenen Konzernen, die als erste alternative Lieferquellen erschließen können.

China hat enormen Wissensvorsprung

Seltene Erden sind zwar nicht so selten wie der Name es vermuten lässt. Aber nur an wenigen Orten kommen sie so konzentriert vor, dass sich der Abbau lohnt. Ein weiteres Problem für künftige Konkurrenten ist der enorme Wissensvorsprung Chinas, den sich das Land über Abbau und Verarbeitung dieser Elemente in den vergangenen 20 Jahren aufgebaut hat. Zwar wurden die Metalle früher vielerorts abgebaut, aber die Bergwerke wurden fast ausnahmslos wegen der Billigkonkurrenz aus China geschlossen. Die Folge: Heute kommen 97 Prozent der seltenen Erden aus chinesischem Boden.

Die Preise einiger dieser Elemente verzehnfachten sich Ende des Jahres, nachdem China unvermittelt angekündigt hatte, die Exporte zu drosseln. Viele Experten befürchten, dass sich die Versorgungslage weiter zuspitzen wird. Denn der gigantische Rohstoffhunger von Chinas boomender Wirtschaft könnte das Land bald sogar selber zu einem Importeur machen.

"Afrika wird zum Ziel Nummer eins"

Geologen sehen in Afrika weltweit das größte Potenzial für alternative Förderstätten der Zukunft. Auf dem Kontinent lagern etwa die Hälfte aller Vorkommen von sogenannten Karbonatiten - magmatische Gesteine, in denen die begehrten Metalle enthalten sein dürften. "Dadurch wird Afrika zum Ziel Nummer eins, wenn man auf der Suche nach seltenen Erden in Karbonatiten ist", sagt Paul Nex, der Chefgeologe von Umbono Capital, einer auf die Rohstoffgewinnung Investitionsgesellschaft. Zudem biete Afrika riesige Mengen an Monazitsanden, die bei Bergbauarbeiten übrig geblieben sind und aus denen ebenfalls seltene Erden gewonnen werden können.

Auch in Kanada und Australien dürfte es wichtige Vorkommen der Metalle geben - deshalb hat für interessierte Unternehmen ein Wettlauf gegen die Zeit begonnen. "Wer in drei bis fünf Jahren etwas auf die Beine stellen kann, wird einen riesigen Vorteil haben", prophezeit Judith Kinnaird, Geologieprofessorin an der Universität von Witwatersrand im südafrikanischen Johannesburg.

Auch in Afrika führt kein Weg an China vorbei

Selbst innerhalb Afrikas führt beim Bergbau vielerorts kein Weg an China vorbei. Die Führung in Peking hat in den vergangenen Jahren etwa durch Investitionen in die Infrastruktur gute Beziehungen zu vielen rohstoffreichen Ländern des Kontinents aufgebaut. Zudem haben sich die Asiaten durch die Vergabe von Krediten vielerorts bereits den Zugriff auf Mineralien gesichert.

Industriestaaten wie Deutschland oder Südkorea können China möglicherweise Paroli bieten, indem sie afrikanischen Staaten den Abbau mit Technologietransfer schmackhaft machen. Die USA haben die Beschaffung der Metalle sogar bereits zu einer Frage der nationalen Sicherheit erklärt - sie benötigen die Elemente auch für den Bau zahlreicher Waffensysteme.

(Ag.)

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