"Euro versperrt argentinischen Ausweg aus der Krise"

Cristina Fernandez de Kirchner talks to Vaclav Klaus during a meeting at the Casa Rosada Presidential
Cristina Fernandez de Kirchner talks to Vaclav Klaus during a meeting at the Casa Rosada Presidential(c) Reuters (Marcos Brindicci)
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Der tschechische Präsident Klaus kritisiert bei einem Staatsbesuch in Argentinien den Euro. "Gott sei Dank" habe sein Land diesen nicht eingeführt.

Der als Euro-Skeptiker bekannte tschechische Präsident Vaclav Klaus hat die europäische Gemeinschaftswährung bei einem offiziellen Besuch in Argentinien am Donnerstag kritisiert. Dabei strich er hervor, wie "relativ leicht" sich das südamerikanische Land von der schweren Wirtschaftskrise Anfang des Jahrhunderts erholt habe, berichtet das "Handelsblatt". Gelungen sei dies durch eine eigene Währung, die extrem abgewertet wurde.

Klaus verglich die aktuelle Krise einiger europäischer Länder mit jener von Argentinien vor zehn Jahren. Allerdings versperre der Euro einen "argentinischen Ausweg" aus der Misere, betonte der Tscheche. "Die Krise in Ihrem Land wurde durch die starre Bindung ihrer Währung an den Dollar ausgelöst, und in Europa spielt der Euro heute eine ähnlich negative Rolle, weil er verhindert, dass die Wechselkurse den jeweiligen wirtschaftlichen Gegebenheiten eines Landes angepasst werden können", sagte er bei einem Essen mit der argentinischen Präsidentin Cristina Kirchner. "Gott sei Dank hat Tschechien den Euro noch nicht eingeführt", fügte er der Zeitung zufolge hinzu.

Kritik an EU-Gipfel

Erst vor wenigen Tagen hatte Klaus den jüngsten EU-Gipfel kritisiert. Die Einigung auf den Euro-Rettungsschirm bedeute "eine weitere radikale Verminderung der Souveränität der Mitgliedstaaten der EU", schrieb er in einem Gastbeitrag für die Tageszeitung "Pravo".

Klaus lobte Premier Petr Necas dafür, dass Tschechien dem Pakt für den Euro nicht beigetreten ist. Der Präsident findet außerdem, dass sein Land endlich definieren solle, "welche Form der europäischen Integration wir gerne hätten, sodass ein künftiger tschechischer Verhandler eine klare Position hat. Wir sollten uns trauen zu sagen, dass wir auch keine EMU (Europäische Währungsunion) wollen", erklärte Klaus.

Kritik an "Nimm-es oder Lass-es"-Stil

Necas hatte sich vor dem Gipfel beklagt, dass es für sein Land inakzeptabel sei, nicht in die Schlussverhandlungen über den Pakt einbezogen gewesen zu sein. "Wir wurden nicht eingeladen", kritisierte er laut tschechischer Nachrichtenagentur CTK. Die Endversion sei Tschechien übermittelt worden, "in einem Nimm-es oder Lass-es-Stil. Es ist möglich, dass einige Mitgliedstaaten diesen Ansatz akzeptieren, wir wollen ihn aber aus diesem Grund nicht akzeptieren", sagt er.

Die EU-Staats- und Regierungschefs hatten sich vergangene Woche über den neuen Euro-Rettungsschirm (ESM) geeinigt. Der permanente Krisenfonds für schwer verschuldete Euro-Länder wird demnach ab Juni 2013 mit einer Kapitalbasis von 700 Milliarden Euro bereit stehen. Die 17 Euroländer zahlen 80 Milliarden bar ein, weitere 620 Milliarden Euro werden durch Garantien oder abrufbares Kapital gedeckt. Sechs Nicht-Eurostaaten erklärten sich bereit, dem Pakt, der die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen soll, beizutreten. Dabei handelt es sich um Polen, Bulgarien, Dänemark, Rumänien, Litauen und Lettland. Nicht dabei sind Großbritannien, Schweden, Ungarn und Tschechien.

(Red./APA)

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